Titelkämpfe auf 1600 Meter Höhe

Vor dem WM-Start in Antholz interessiert die Biathleten eher die tückische Strecke als das schöne Panorama

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 4 Min.

Bei der Anreise hinauf nach Antholz hat Arnd Peiffer seine Karriere noch mal kurz überflogen und festgestellt: »Das müsste meine zehnte Weltmeisterschaft sein.« Die Miniatur-WM von 2010, bei der einen Monat nach den Olympischen Spielen in Vancouver allein die Titelträger in der Mixed-Staffel gekürt wurden, rechnet Deutschlands erfolgreichster Skijäger der letzten Jahre flugs mit ein - und macht sich so an seine persönliche Jubiläums-WM.

Das Highlight der Saison auf dem 1600 Meter hoch gelegenen Kurs von Antholz ist sogar für den erfahrenen Peiffer (32) eine Premiere. Bei der letzten WM-Ausgabe in Südtirol im Februar 2007 war selbst seine internationale Feuertaufe beim Europacup der Junioren noch Zukunftsmusik - während die nur einen Monat ältere Magdalena Neuner mit ihren drei Goldmedaillen von Antholz zum neuen Star der Branche emporschoss.

Neuners Karriereende liegt inzwischen schon acht Jahre zurück, Peiffer dagegen will an seine großen Triumphe von 2018 (Olympiasieger im Sprint) und 2019 (Weltmeister im Einzel) anknüpfen. »Mindestens eine Medaille sollte es sein«, sagt der Oldie des elfköpfigen deutschen Biathlon-Teams. Die erste Gelegenheit bietet sich an diesem Donnerstag im Mixed-Wettbewerb, den Peiffer gemeinsam mit Franziska Preuß, Denise Herrmann und Benedikt Doll angehen wird.

Das bekannte Altholzer Postkartenpanorama, mit praller Sonne und verschneiten Berggipfeln rundherum ist Peiffer dabei erst mal einerlei. »Es kann total schön sein dort, aber letztlich hängt es immer von der eigenen Leistung ab«, sagt er im Gespräch mit dem »nd«. Denn: »Man kann an einem Ort sein, der einem eigentlich nicht gefällt - mit miesem Wetter, aber einer guten Leistung. Oder man ist an einem Ort mit Traumwetter, wo überhaupt nichts funktioniert. Der bleibt dann in schlechter Erinnerung.«

Um Antholz in möglichst guter Erinnerung zu behalten, schob Denise Herrmann der WM-Vorbereitung mit der Mannschaft im 90 Kilometer entfernten Ridnaun noch ein paar Ausdauereinheiten auf der Seiser Alm in den Dolomiten voran. »Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, schon früh und regelmäßig in die Höhe zu fahren. Für mich ist es wichtig, gut daran angepasst zu sein, weil ich es sonst muskulär schnell merke«, erklärt die frühere Langläuferin.

Mit einer Ausbeute von fünf bis sechs Medaillen wäre Bundestrainer Mark Kirchner in Antholz »mehr als zufrieden«. Bei den Frauen ist Herrmann (31) dabei die einzige Starterin mit echten Medaillenchancen in den Einzelrennen. Die Männerabteilung hat mit Erik Lesser (nur Ersatzmann) und Simon Schempp (gar nicht im WM-Kader) zwar zwei seiner vier üblichen Medaillenaspiranten aktuell verloren. Neben Peiffer und dem ebenfalls etablierten Benedikt Doll ist in Johannes Kühn aber auch einer neu dazugekommen.

Mit der Strecke in Antholz kommt der gebürtige Passauer grundsätzlich gut zurecht, Probleme bereiten Kühn dagegen die Tücken des Schießstands. Der wirkt auf den ersten Blick einfach, ist er aber nicht - auch wegen des kleinen Anstiegs, den die Athleten kurz vor dem Scheibenschießen noch überwinden müssen. Da sind Konzentration und geschickte Krafteinteilung gefragt. Das findet auch der Schwarzwälder Doll, der nach dem jüngsten Lehrgang zudem wieder feststellen musste: »Die Höhe in Antholz ist noch mal etwas anderes als die in Ridnaun, das merke ich vor allem am Schießstand.« Denn, so sagt es der Sprintweltmeister von 2017: »Man muss einmal mehr atmen, und das in einem anderen Rhythmus.«

Als weniger herausfordernd empfinden insbesondere die Gleitspezialisten die WM-Strecke. Der Anstieg zur Huberalm, südlich des Stadions, gilt als technisch anspruchsvollster Teil des Kurses. Besonders extreme und steile Klettertouren bleiben den Athleten auf der Antholzer Schleife aber erspart.

Zwischen den Schießeinlagen ist dennoch kontinuierliche Arbeit gefordert - was Franziska Preuß aber akzeptabel findet. »Die harmonische Strecke mag ich ganz gern, und die Stimmung ist gut«, sagt die 25-jährige Oberbayerin, die sich auf das angenehme Umfeld in den knapp zwei Wochen freut. Um genau zu sein: »Auf das schöne Hotel und das gute Essen.« Und den Besuch ihrer Eltern in der zweiten WM-Woche.

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