Der Berlkönig steht auf der Kippe

Es sieht nicht gut aus für die Fortführung des Sammeltaxidienstes.

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Es sieht nicht gut aus für die Fortführung des Sammeltaxidienstes Berlkönig. Am Donnerstagnachmittag trafen sich die rot-rot-grüne Koalitionsrunde zu Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, bestehend aus Vertretern der Fraktionen und des Senats, um der BVG deren plötzlich erhobenen Geldforderungen für den Weiterbetrieb des Dienstes über den April hinaus zu beraten. Der Vertrag, den die BVG mit dem Privatunternehmen ViaVan geschlossen hat, einem Joint Venture des US-amerikanischen Technologieunternehmens Via und dem deutschen Autokonzern Mercedes-Benz, hatte nur eine Laufzeit von anderthalb Jahren. In dieser Zeit übernahm ViaVan die anfallenden Verluste. Nun will man Geld sehen: Elf Millionen Euro jährlich für den Betrieb innerhalb des S-Bahnrings, 44 Millionen Euro, falls das im Herbst 2018 gestartete Angebot auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt wird. Das ist ungefähr die Hälfte dessen, was derzeit für die Verkehrsleistung von Bussen und Bahnen der BVG jährlich fließt. Koalitionspolitiker und die Senatsverkehrsverwaltung fühlen sich überrumpelt. Alle sind davon ausgegangen, dass der bis Herbst 2022 genehmigte Betrieb bis dahin ohne Finanzierung aus Steuergeldern auskommt. Entscheidungen wurden nicht getroffen.

»Wir würden ein Ende des Berlkönigs begrüßen«, sagt Leszek Nadolski, Vorsitzender der Berliner Taxiinnung, zu »nd«. Das Angebot ist schließlich eine Konkurrenz für Taxis. Erstaunt ist er auch über die Höhe der Forderung. »Das Berliner Taxigewerbe würde es für die Hälfte machen«, so Nadolski.

»Für die Senatsverwaltung ist bei dieser Erprobung zentral, dass der Berlkönig einen verkehrlichen Nutzen durch die deutliche Reduktion des privaten Autoverkehrs nachweisen kann und damit auch einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leistet«, sagt Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie große Zweifel an der Erfüllung dieser Vorgabe hat.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.