Werbung

Ein Offenbarungseid

Daniel Lücking über das Verfahren zum Luftangriff bei Kundus

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 1 Min.

»Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt«, meinte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck, als er 2002 den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan rechtfertigte. Schon bevor Oberst Georg Klein den Bombenabwurf in Kundus befahl, war dieser Satz der Bevölkerung schwer zu vermitteln; mindestens 140 Tote soll der Luftangriff gefordert haben, der auch ranghohe Beamte und Politiker ihre Posten kostete. Doch sie fielen weich, sind teils bis heute politisch aktiv. Nicht einmal Oberst Klein, heute General, wurde verurteilt. Der Umgang mit den zivilen Opfern bleibt in der Presse oft nur ein Randthema.

Dabei hat die Bundesregierung im Fall Kundus den Wert eines Menschenlebens im Krieg geradezu zynisch quantifiziert: Einmalig wurden Hilfspakete im Wert von je 110 Euro an Betroffene verteilt. Das entspricht etwa dem Satz, den Soldaten steuerfrei für einen Tag in Afghanistan erhalten. Später zahlte man je 5000 US-Dollar (rund 4600 Euro) an 102 Familienoberhäupter von getöteten und schwer verletzten Zivilisten. Witwen und Kinder getöteter deutscher Soldaten erhalten je 100 000 Euro, ein schwer verletzter, überlebender Soldat 150 000 Euro und eine Rente. Deutsche Verwaltungsnormen will man bei der Entschädigung der Afghanen nicht zur Anwendung bringen. Ist das nun Rassismus oder Willkür?

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!