Onkel Joe ist aufgestanden

Max und Moritz analysieren im Chat mit Oliver Kern jede Woche den US-Wahlkampf

  • Max Böhnel und Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer fordert am 3. November Donald Trump heraus? Und wird Trump die US-Präsidentschaftswahl verlieren, oder zerfallen die Demokraten wieder im Streit? Ab heute chattet Oliver Kern einmal in der Woche mit Max Böhnel und Moritz Wichmann über Streiche, Strategien und Strapazen im US-Wahlkampf.

Hallo Max, dein wievielter Super Tuesday war das?

Max und Moritz

Max Böhnel ist USA-Korrespondent des »nd« und lebt seit 1998 in New York. Dort arbeitet er für mehrere Publikationen und Radiosender in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Moritz Wichmann ist Redakteur im Onlineressort des »nd«, sein Schwerpunkt sind die USA. Er studierte Politik und Soziologie in Berlin und New York. Ein Teil seiner Familie lebt in den USA.

Oliver Kern ist Redakteur im Sportressort des »nd«. Er studierte einst in einer Kleinstadt in Ohio. Bis heute hält er sich auf dem Laufenden, was politisch in den USA los ist.

Die Midterm-Wahlen 1998 waren meine ersten. Wie viele Super Tuesdays seitdem zusammenkamen, müsste ich nachrechnen. So spät in die Nacht wie diesmal bin ich aber nie wach geblieben.

War wohl spannend?

Klar, wir sind alle davon ausgegangen, dass Bernie davonziehen würde. Ich meine natürlich Senator Sanders.

Nun hat aber Joe Biden gewonnen. Den hatten alle schon abgeschrieben. Hast du je so einen schnellen Umschwung erlebt?

Nein. Auch nicht die Urgesteine hier. 1992 nannte sich Bill Clinton mal »Comeback Kid«. Trotz einiger Skandale gewann er noch. Aber das zog sich über Wochen hin. Biden reichten drei Tage.

Wie erklärst du das?

Ich versuch’s mal so: Onkel Joe kommt seit Jahrzehnten zu jeder Familienfeier, manchmal nervt er, manchmal ist er sogar peinlich - aber er ist immer da. Jetzt dachten alle, er würde altersbedingt in der Ecke sitzenbleiben. Aber dann steht Onkel Joe doch auf, und alle applaudieren ihm dafür.

Dasein reicht also. Ist den Demokraten nur wichtig, Trump zu schlagen?

Manchen schon, anderen gehen Sanders’ Reformideen zu weit. »Die« Demokraten gibt es sowieso nicht, sondern den progressiven Flügel und den moderaten. Das spiegeln die Ergebnisse wider. Sanders und Biden liegen fast gleichauf.

Meinst du: Auch Sanders wird jetzt zu früh abgeschrieben?

Exactly!

Oh Mann! In Deutschland gibt’s einen Parteitag, und schon hast du einen Kanzlerkandidaten. Warum brauchen die Amis dafür ein Jahr?

Weil sie sehr reformresistent sind, denke ich.

Also gut, du bist ja ein Bernie-Fan, vervollständige doch mal diesen Satz: Bernie Sanders wird doch noch Kandidat der Demokraten, weil ...

... sein Team ab sofort eine neue Strategie fährt und mit geschickter Bündnispolitik, subversivem Witz und Charme die altmodische Politik von Biden der Lächerlichkeit preisgibt. Schön wär’s.

Lachen im Wahlkampf? In der Tat!

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