Werbung

Den Schuss nicht gehört

Jana Frielinghaus über die Empfehlungen der von Sozialminister Heil eingesetzten Rentenkommission

Vor knapp zwei Jahren hatte Hubertus Heil die »Kommission verlässlicher Generationenvertrag« einberufen. Experten und Vertreter der »Sozialpartner« sollten Rentenreformvorschläge für die Zeit nach dem Jahr 2025 erarbeiten. Bis dahin gelten die »Haltelinien«, die im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD stehen: Das Niveau der gesetzlichen Rente soll nach 45 Beitragsjahren nicht unter 48 Prozent des Nettoverdienstes fallen, die Rentenbeiträge sollen nicht über 20 Prozent steigen.

Was das Gremium nun vorgelegt hat, ist frei von jeder Idee, wie angesichts der anstehenden gewaltigen Umbrüche in der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ein Schutz vor massenhafter Altersarmut zu gewährleisten wäre. Stattdessen gibt es die x-te Variante überholter neoliberaler Rezepte. Zwar konnten sich die wirtschaftsnahen Kommissionsmitglieder nicht mit ihrer Forderung nach einer weiteren Anhebung des Renteneintrittsalters durchsetzen. Doch schon die »Korridore« bei Renten- und Beitragshöhe wären eine weitere Enteignung. Denn würden die Vorschläge umgesetzt, könnte die gesetzliche Rente weiter auf 44 Prozent absinken, während die Beiträge auf bis zu 24 Prozent des Bruttolohns steigen könnten. Zugleich regt der Beraterkreis auch noch an, eine Pflicht zur privaten Vorsorge einzuführen. Angesichts dessen drängt sich der Verdacht auf, dass die von der GroKo beschlossene Grundrente nichts anderes als ein Trostpflaster für das wachsende Heer derer ist, die trotz jahrzehntelanger Maloche Alterseinkünfte auf Hartz-IV-Niveau zu erwarten haben.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.