Vor der Katastrophe
Die USA sind das neue Epizentrum der Coronavirus-Epidemie
New York. Krankenschwestern, die sich mit Mülltüten zu schützen versuchen, und Kühltrucks als mobile Leichenhallen: Experten erwarten den Höhepunkt der Corona-Pandemie in den USA erst in rund zwei Wochen, doch in den Krankenhäusern in New York droht schon die Überlastung. Bürgermeister Bill de Blasio warnte, die in den Kliniken der Stadt vorhandene Schutzausrüstung werde nur noch für eine Woche reichen. Da gab es bereits 33 000 bestätigte Infektionen, 7000 davon mussten in Krankenhäusern behandelt werden; über 700 New Yorker sind bereits an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Mediziner aus der Stadt sprechen von »apokalyptischen Zuständen«; Krankenschwestern berichten, wie sie gegen die Vorschriften gezwungen sind, Schutzausrüstung wieder zu benutzen. »Wir haben das Gefühl, wir riskieren gerade hier unser Leben, aber keiner hält uns den Rücken frei«, sagte die Krankenschwester Renee Ellis gegenüber »nd«. Sie arbeitet in einem Krankenhaus in Atlanta, in dem sich bereits Mediziner mit Covid-19 ansteckten.
Weiteres medizinisches Material könnten die Bundesbehörden liefern. Doch Präsident Donald Trump gewährte nur den Behörden seines neuen Heimatstaates Florida vollständig die gewünschten Lieferungen mit Schutzkleidung und Hilfsmaterial. Rund ein Dutzend US-Großstädte sind mittlerweile Infektionsherde, landesweit gab es am Sonntagabend mit über 140 000 die weltweit meisten bestätigten Fälle. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. »Wir brauchen einen kompletten Shutdown für einige Wochen«, sagt Krankenschwester Ellis. Den gibt es nicht in allen Bundesstaaten, auch weil Präsident Trump seine täglichen Pressekonferenzen lieber für Propaganda nutzt und zögert, schärfere Maßnahmen zu koordinieren. Sein Chefvirologe Anthony Fauci befürchtet 100 000 bis 200 000 Tote. mwi Seite 3
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.