Ein seltener Meister

Berlins Tischtennisteam gewinnt Frauen-Bundesliga

Glückwünsche nimmt Alexander Teichmann gerne an, selbst wenn sie ihn dieser Tage nur übers Telefon erreichen. Der Präsident des Berliner Tischtennisvereins ttc eastside freue sich sehr darüber, dass seine Frauenmannschaft seit Mittwoch erneut als Deutscher Meister feststeht, sagt er gegenüber »nd«. Zum Glück muss die Trophäe nicht per Post verschickt werden. Denn der Wanderpokal »steht schon hier bei uns«, sagt der Titelverteidiger.

Überrascht habe Teichmann die Nachricht vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) nicht, auch wenn sie derzeit ungewöhnlich ist. Der Verband hat die Bundesliga und alle Klassen darunter im Zuge der Corona-Epidemie abgebrochen. Andere Sportarten hatten Ähnliches auch getan, dabei aber meist darauf verzichtet, Meister, Auf- und Absteiger zu benennen. Im Tischtennis aber wurde Tabellenführer Berlin zum Titelträger erklärt, der TTK Anröchte hingegen muss absteigen.

Entschieden haben das die Landesverbände und der DTTB. Die Klubs konnten zuvor nur ihre Meinung abgeben. »Es wird Härtefälle und Klubs geben, die mit dieser Lösung nicht zufrieden sind«, weiß DTTB-Vizepräsidentin Heike Ahlert. Daher sollen Teams, die bei Abbruch auf einem Relegationsplatz standen, die Möglichkeit bekommen, kommende Saison in der jeweils höheren Liga zu spielen.

In der Frauen-Bundesliga wird es kompliziert: Sie soll von neun auf acht Klubs verkleinert werden, um Zeit für Playoffs zu schaffen. Daher sollten zwei Teams absteigen und nur eins aus der 2. Liga kommen. Aufsteiger ESV Weil hat schon gemeldet, dazu sieben Bundesligisten. Der TV Busenbach zog sein Team zurück, und Anröchte steigt ab. Bleiben acht Teams: Alles in Ordnung, also. Das Problem ist, dass Vizemeister TuS Bad Driburg infolge der Coronakrise sein Team nun ebenfalls zurückziehen muss. Sponsoren hatten signalisiert, den Verein nicht mehr unterstützen zu können. Bleibt Anröchte jetzt doch oben dabei?

Die Antwort lautet aus mehreren Gründen: Nein. Einklagen wird sich der Klub nicht, selbst wenn er rechnerisch den Abstieg noch hätte verhindern können. »Die Entscheidung war absolut richtig«, zeigt Anröchtes Vereinspräsident Manfred Vogel Verständnis für das Vorgehen des DTTB. »Ich gehe davon aus, dass wir nächste Saison in der 2. Liga spielen«, fügt er hinzu, denn auch er wisse nicht, ob seine Sponsoren künftig genug Geld für die Bundesliga beisteuern können. »Die will ich gerade gar nicht ansprechen bei all den Problemen. Das sind alles Mittelstandsunternehmen«, so Vogel.

Es wäre wohl ohnehin kein Platz mehr für den TTK, denn der TuS Bad Driburg hatte sich längst für die nächste Bundesligasaison angemeldet. Auch wenn er nicht antreten wird, könne man ihn laut Statuten nicht mehr streichen, teilte der DTTB am Donnerstag mit. Der Verband hofft, dass zumindest die anderen Vereine überleben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.