Augenwischerei

Dieter Janke über den Vorschlag von Olaf Scholz in der Eurobonds-Debatte

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.

Niemand vermag derzeit belastbare Prognosen über das Ausmaß des Konjunktureinbruchs sowie über die finanziellen Dimensionen wirkungsvoller Gegenmaßnahmen in der Coronakrise abzugeben. Fest steht jedoch, sie werden beispiellos sein - was erwarten ließe, auch für die Debatten um die Verteilung der Lasten könnte das Adjektiv »historisch« Anwendung finden.

Dennoch werden die inständigen Bitten aus Südeuropa nach einem kontinentalen Schulterschluss zur Einhegung der zu erwartenden Kreditkosten - den Euro- oder Coronabonds - hartnäckig abgelehnt. Hier macht auch der jüngste Vorstoß von Bundesfinanzminister Olaf Scholz keine Ausnahme, der Kreditlinien von 200 Milliarden Euro aus dem Eurorettungsschirm ESM zur Verfügung stellen will.

Deutsche Sturheit und das Ende der EU
Durch die Herausgabe gemeinsamer europäischer Staatsanleihen soll Geld eingenommen werden / Deutschland lehnt dieses Vorgehen ab

Ein Angebot, das man zwar kaum ablehnen kann, wenn man wie Italien, Spanien oder Griechenland mit dem Rücken zur Wand steht. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch dessen Kleinmütigkeit. Zum einen, weil die Summe gedeckelt und damit angesichts des noch unbekannten Finanzbedarfs bestenfalls Augenauswischerei ist.

Zum anderen, weil sie beim zu erwartenden Zeithorizont von zehn und mehr Jahren mit Sicherheit zu klein ist. Dem finanzpolitischen Reformbedarf des viel beschworenen gemeinsamen europäischen Hauses wird auch dieser Vorschlag nicht gerecht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.