Ein Netz von Kümmerern und Dienstleistern

Im südlichen Brandenburg reagieren Bürger und Behörden kreativ auf die Herausforderungen der Coronakrise

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Spreewald-Region hatte sich langfristig auf den zu Osterferien erwarteten Touristenansturm eingestellt. Damit wird es nun nichts - der Shutdown trifft die Ausflugs- und Urlaubsregion besonders hart, zumal auch die Einheimischen mit den geltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens klarkommen müssen. Seit Wochen knüpft sich ein dichter werdendes Netz aus Nachbarschaftshilfe, lokalen, regionalen und ganz individuellen Hilfsangeboten.

Die Kreisstadt Lübben (Dahme-Spreewald) etwa führt viele Angebote und Hilfeersuchen online zusammen. So vernetzt die Stadtverwaltung auf ihrem Branchenportal befristet die von einigen Unternehmen initiierten Lieferdienste. Vor einer Woche haben die Stadt- und Überlandwerke Lübben ihre Solidaritätsplattform »Lübben hat Herz« gestartet. »Unser Angebot wird sehr gut angenommen«, sagt deren Pressesprecherin Sabine Froning. »Es hat uns selbst überrascht, dass wir bereits in den ersten drei Tagen rund 5000 Besucher auf unserer Plattform hatten, wenn man bedenkt, dass unsere Stadt nur rund 14 000 Einwohner hat.« Die Stadt will so helfen, dass bestehende Hilfsangebote auch ankommen. »Eine kleine nachbarschaftliche Geste - vom Einkauf und dem Gang zur Apotheke bis zur Online-Nachhilfe oder einer kleinen Anleitung, wie man eigentlich WhatsApp benutzt - kann in dieser Situation einen großen Unterschied machen«, erklärte dazu Stadtwerke-Chef Maik Mattheis, der Initiator der Plattform.

Und Sabine Froning ergänzte: »Als digitales Angebot soll ›Lübben hat Herz‹ auch über die Corona-Zeit hinausgehen und auch langfristig die Stadtgemeinschaft stützen - als ein Ort des Austauschs, der der Öffentlichkeit gehört.« Das Amt Burg hat sich mit einem »Aufruf zur Nachbarschafts- und Bürgerhilfe« an die Bewohner gewandt. »Soziale Distanz zu wahren, bedeutet nicht zwangsläufig soziale Kälte. Helfen Sie einander in Ihren Familien, und wo dies nicht gegeben ist, Ihren Nachbarn«, erklärte darin Amtsdirektor Tobias Hentschel. Über ein Hilfetelefon wird Unterstützung bei Einkauf und Besorgungen koordiniert. Zur Unterstützung der regionalen Gastronomie- und Lebensmittelbranche hat das Amt eine aktuelle Übersicht der Abhol- und Lieferdienste, Hofläden und Verkaufsstellen ins Netz gestellt. Wie Sprecherin Kerstin Möbes dem »nd« sagte, nähen Burger Kitaerzieherinnen derzeit Atemschutzmasken. Da es daran auch im örtlichen Reha-Zentrum fehle, wolle man einen Hilfsaufruf starten.

Von einer »Welle der Unterstützung« berichtet das Carl-Thiem-Klinikum der Lausitzstadt Cottbus. So habe nach einem vor Wochenfrist gestarteten Hilferuf allein der Cottbuser Vietnam-Verein zu Wochenbeginn 700 selbst genähte Masken übergeben, auch die unter dem Dach von »Cottbus hilft« vereinten Initiativen lieferten kreativ gestaltete Masken. Mehrere Kartons mit Atemschutzmasken habe das Unternehmen CottbusVerkehr dem Klinikum gespendet.

Im benachbarten Elbe-Elster-Kreis bietet das Landratsamt Anleitung und Hilfe. Für die seit Schließung von Kitas und Schulen besonders geforderten Familien etwa wurde gerade eine Liste mit Ratgeber-Rufnummern online gestellt. »Unser Landkreis ist ja eher ländlich strukturiert, hier funktioniert viel über Nachbarschaftshilfe«, so Sprecher Torsten Hoffgaard. Gut funktioniere auch der Lieferservice der Bäckereien und Fleischer.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.