- Politik
- Seebrücke und Unteilbar
»Holt die Menschen aus den Lagern!«
Trotz Verbot forderten etwa fünfzig Menschen vor dem Brandenburger Tor die Evakuierung der griechischen Flüchtlingslager
»Holt die Menschen aus den Lagern!« schallt es von allen Seiten über den weiten Platz vor dem Brandenburger Tor. Zwischen Tiergarten und Pariser Platz stehen vereinzelt etwa 50 Menschen, einige stellen ein paar alte Schuhe auf, andere malen mit Kreide Fußspuren auf den Asphalt. »Das ist ein Zeichen, dass wir hier waren, auch wenn nicht alle auf einmal herdürfen«, sagt eine junge Frau mit knalloranger Schutzmaske. »#leavenoonebehind« (Lass niemanden zurück) hat sie mit Edding darauf geschrieben.
Zahlreiche Organisationen und Bewegungen, darunter »Seebrücke«, »Unteilbar«, »Fridays for Future« und »Ende Gelände«, hatten zu dem bundesweiten Aktionstag unter dem Motto »Wir hinterlassen Spuren – Leave no one behind« aufgerufen. Sie fordern die sofortige Evakuierung aller Menschen aus den überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln und an der EU-Außengrenze. Am Freitag hatte die Polizei die geplanten Versammlungen verboten. In Berlin und Hamburg hatten die Veranstalter gegen die Verbote geklagt, jedoch vor Gericht kein Recht bekommen. Die verantwortlichen Gruppen in Berlin riefen daraufhin zu »individuellen Spaziergängen zum Brandenburger Tor« auf.
Es ist ein Protest gegen die Krise, in der Krise: »Wir probieren hier gerade aus, welche Form des Protests noch möglich ist«, sagt ein Mann. »Wir wollen ja niemanden anstecken, halten doch alle Abstand - Aber in Moria können die Menschen das nicht und dagegen müssen wir demonstrieren.«
Immer wieder ertönt aus dem Polizeiwagen vor dem Brandenburger Tor die Aufforderung den Platz zu verlassen und nach Hause zu gehen. »Die Refugees haben aber kein Zuhause!«, schreit eine junge Frau auf ihrem Fahrrad. Als die Polizisten auf sie zukommen, fährt sie davon. Die Meisten weichen den Polizisten, die nun den Platz räumen. Seit Freitag gelten in Berlin hohe Bußgelder für Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen. Niemand hier möchte 500 bis 2500 Euro zahlen, die für Versammlungen und Ansammlungen fällig werden. Im Zuge des Einsatz verteilt die Polizei einzelne Platzverweise und nimmt Personalien auf. Am Ende sammeln ein paar Polizisten auch die Schuhe ein, die die Aktivisten zum Zeichen aufgestellt haben.
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