Eine Frage des Geldes - und des Gewissens

Die Basketballer sind weit davon entfernt, ihre Saison zu beenden. Kleinen Klubs wie dem MBC aus Weißenfels bereitet das große Probleme

  • Tom Bachmann, Weißenfels
  • Lesedauer: 3 Min.

Seine Pflicht hat Martin Geissler natürlich erfüllt. Und es brachte dem Manager des Syntainics MBC in diesen einmaligen Wirrungen der Coronakrise ein Stück Normalität zurück. »Wir haben die Lizenzunterlagen für die 1. und 2. Liga fertiggestellt«, berichtet Geissler. In diesen Tagen müssen die Dokumente bei der Basketball-Bundesliga BBL eingereicht werden. Wenngleich der Blick in die Zukunft dem in eine Glaskugel gleicht: »Aufgrund der Situation sind die wirtschaftlichen Anforderungen für die BBL etwas zurückgeschraubt worden. Der Fokus liegt auf der aktuellen Saison.«

Um diese halbwegs vernünftig über die Runden zu bringen, hat der Klub aus Sachsen-Anhalt vor gut drei Wochen eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Da wurden ein Dinner mit Fanliebling Sergio Kerusch oder ein Training mit Boxweltmeister Dominic Bösel angeboten, um 85 000 Euro zu generieren. Das Besondere daran: Der Klub bekommt nur eine Auszahlung, wenn die Summe tatsächlich erreicht wird. Bis Montagabend müssen noch etwa 7000 Euro gesammelt werden. »Das Geld wäre notwendig, um diese Saison mit einem blauen Auge zu überstehen«, betont Geissler.

Die laufende Spielzeit ist offiziell noch nicht beendet und vorerst nur bis zum 30. April ausgesetzt. Ein Abbruch, so sieht es derzeit aus, ist nur noch eine Frage der Zeit. Auch Marco Baldi, Geisslers Amtskollege von Alba Berlin, zweifelt an einer Fortsetzung der Saison. »Momentan sind wir weit davon entfernt, dass es klappt«, sagt der Geschäftsführer des Pokalsiegers.

Das Spiel auf Zeit wird für kleine Klubs zum Problem. Denn diese haben nicht mit den Playoffs geplant und in gut zwei Wochen hat der MBC keine Mannschaft mehr. »Bei uns enden 80 Prozent der Verträge Anfang Mai. Eine Verlängerung wäre deshalb für uns eine existenzielle Herausforderung. Denn dadurch entstünden neue Kosten, ohne dass es neue Sponsoreneinnahmen, neue TV-Gelder, geschweige denn Zuschauereinnahmen gäbe«, sagt Geissler. Schon derzeit seien nur noch zwei Spieler in Weißenfels vor Ort, die Sportstätten sind ohnehin gesperrt.

Eine Fortsetzung der Saison ist für den 35-Jährigen auch eine Gewissensfrage: »Sollten wir uns über andere stellen und medizinische Kapazitäten in Anspruch nehmen, die dann woanders fehlen?« Schon aus seiner Rolle als Vorbild heraus beantragt der Klub keine Sondergenehmigung, um trainieren zu können. Hinzu käme, dass eine Durchführung der verbleibenden zwölf Spiele nur unter strengen Quarantäneregeln möglich wäre. »Das wäre schwer finanzierbar«, meint Geissler. Um allein die Mannschaft für einen Monat in einem Hotel abzuschotten, entstünden Zusatzkosten von bis zu 80 000 Euro.

Deshalb plädiert Geissler für eine klare Entscheidung, wenn sich die BBL-Vereine in zwei Wochen zusammenschalten. »Wir als MBC können sicher nicht bis zum Juni warten. Am Ende muss die Solidarität im Vordergrund stehen, und zwar insofern, dass kein Klub zerbrechen soll.« dpa/nd

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