Nur zwei Spieler und ein Schiri
Mitten im Lockdown werden neue Tennisturniere geplant
In dieser ungewöhnlichen Turnierserie werden auch Jan-Lennard Struff und Philipp Kohlschreiber ihre Bälle selber einsammeln müssen. Mit einem interessanten Konzept will der Deutsche Tennis Bund (DTB) seinen Profis in der Zwangspause helfen - Ballkinder, Publikum und der gewohnte Handschlag sind in Coronavirus-Zeiten aber nicht erlaubt. Es geht vielmehr darum, den Spielern Matchpraxis zu ermöglichen, damit sie sich auf den immer noch nicht absehbaren Tag X, den Neuanfang der internationalen Turnierszene, vorbereiten können.
»Ich finde es eine gute Idee. Es geht darum, die Zeit vernünftig zu überbrücken, bis es irgendwann wieder richtig losgeht«, sagte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann. Seit Anfang März ruhen ATP- und WTA-Tour. Die Profis verlieren nicht nur Spielpraxis, sondern offenbar auch den nötigen Siegeshunger. »Nach einer längeren Pause brauchen die Spieler immer eine Weile, um wieder ihren Rhythmus zu finden und ihre wahre Leistung abzurufen. Daher ist es gut, dass die Jungs so die Möglichkeit haben, zumindest ein bisschen Matchpraxis zu sammeln«, sagte Kohlmann.
32 Männer und 24 Frauen soll dies in der neu entwickelten und auf sieben Wochen angelegten Serie bald ermöglicht werden, wie DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff erklärte. Der Start ist frühestens am 8. Juni geplant. Neben den beiden Akteuren soll nur ein Schiedsrichter mit auf dem Platz sein, auf Linienrichter wird verzichtet. »Wir werden alle Corona-Einschränkungen berücksichtigen«, versprach Hordorff. »Was immer die Regierung für richtig hält, wird umgesetzt.« Vielleicht seien später ja auch ein paar wenige Zuschauer möglich.
Gespielt wird im Freien zunächst in acht Gruppen an vier (bei den Männern) beziehungsweise drei Orten (Frauen). Los geht es mit einer Vorrunde, es folgen Zwischen- und Finalrunde. Der Sieger jeder Gruppe soll pro Woche 4000 Euro verdienen, im Finale steigt das Preisgeld. Welche Vereine die Spiele ausrichten, wurde noch nicht festgelegt.
»Es soll auch Geld für Wohltätigkeitszwecke gesammelt werden«, sagte Hordorff und kündigte an, dass noch mit einem Sponsor sowie mit TV-Sendern über eine mögliche Übertragung verhandelt werde. »Wir treffen auf einen ausgedünnten Markt. Es dürfte Interesse geben«, mutmaßte der DTB-Funktionär. Im Livestream sollen Matches aber auf jeden Fall gezeigt werden.
Fürs Männerfeld hätten die Davis-Cup-Spieler Kohlschreiber und Struff schnell signalisiert, dabei sein zu wollen. Zielgruppe ist aber offenbar vor allem die jüngere Garde rund um die Weltranglisten-161. Antonia Lottner (23). »Für eine Angie Kerber machen wir das nicht«, sagte Hordorff.
Mit einen normalen Turnier hat die Serie auch deswegen wenig gemeinsam, weil nur deutsche Spieler teilnehmen dürfen, aus Rücksicht auch auf die Reisebeschränkungen. In Österreich soll ebenfalls eine solche Turnierserie starten. dpa/nd
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