Covid19-Pandemie fordert schon mehr Tote in USA als Vietnamkrieg

Über 58.000 Menschen an Folgen der Coronapandemie gestorben / Bundesstaaten stehen unterschiedlich zu Lockerungen

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Washington. Die Zahl der Todesopfer in den USA durch das neuartige Coronavirus hat nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität inzwischen die Zahl der während des Vietnamkriegs getöteten US-Bürger überschritten. Bis Dienstagabend starben 58.365 Menschen in den USA nach einer Infektion mit dem Coronavirus, wie die Universität in Baltimore mitteilte. Während des Vietnamkrieges wurden laut dem US-Nationalarchiv 58.220 US-Bürger getötet.

Die USA sind inzwischen das am schwersten vom Coronavirus betroffene Land der Welt. Bislang wurden dort mehr als eine Million Infektionen nachgewiesen, ungefähr ein Drittel aller weltweit diagnostizierten Fälle.

Für Donald Trump kann es gar nicht schnell genug gehen. Einen wahren »Hunger« nach einer Rückkehr zur Normalität sieht der US-Präsident im Land, und er verspricht: »Es passiert schneller, als die Menschen es sich vorstellen können.« Während in den USA die Marke von einer Million bestätigten Coronavirus-Infektionen überschritten wurde, werden in vielen Regionen - Expertenwarnungen zum Trotz - die Ausgangsbeschränkungen bereits gelockert.

Dabei legt jeder Bundesstaat ein anderes Tempo vor. Sind die Vorgaben in Deutschland mit seinen 16 Bundesländern schon verwirrend, ist es in den USA mit 50 Bundesstaaten noch leichter die Übersicht zu verlieren. Trumps Regierung hat zwar einen Drei-Stufen-Plan mit Richtlinien für eine Lockerung der Corona-Einschränkungen vorgelegt, der lässt den Bundesstaaten aber viel Freiraum.

Republikanische Gouverneure haben es eiliger als demokratische

Besonders eilig hatte es der Südstaat Georgia: Dort durften schon vergangene Woche Friseure, Fitnesscenter und sogar Tattoo-Studios öffnen. Das ging selbst Trump zu schnell, der konservative Gouverneur Brian Kemp zog seinen Plan aber durch. Seit Wochenbeginn können in Georgia Restaurants wieder Gäste bewirten, das gilt auch für den Nachbarstaat Tennessee.

Einen besonders weitgehenden Schritt plant Texas: Dort sollen am Freitag Geschäfte, Restaurants, Kinos, Einkaufszentren, Museen und Büchereien wieder öffnen dürfen - wenn auch nur mit einer Kapazität von zunächst 25 Prozent. Auch Bundesstaaten wie Alaska, Oklahoma, Minnesota, Mississippi, Colorado und South Carolina bereiten eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen vor.

Meist sind es Gouverneure von Trumps Republikanischer Partei, die eine rasche Rückkehr zur Normalität einläuten wollen. Sie argumentieren wie der Präsident, der wirtschaftliche Schaden der Einschränkungen nehme überhand, die Wirtschaft müsse wieder angekurbelt werden. Gleichwohl wäre es zu einfach, republikanische Gouverneure mit laxen Anti-Corona-Maßnahmen gleichzusetzen. Ohios Landesvater Mike DeWine etwa gehörte zu den ersten Gouverneuren, die im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus hart durchgriffen.

Grundsätzlich gehen aber die Gouverneure der Demokratischen Partei vorsichtiger vor. Das liegt auch daran, dass viele der besonders früh und hart betroffenen Bundesstaaten wie Kalifornen, Illinois, New York und New Jersey mit ihren großen Ballungsgebieten von Demokraten regiert werden.

In dem um sich greifenden Wiedereröffnungs-Fieber gehört New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo zu den prominentesten Mahnern. »Wir müssen smart sein, sonst kehrt die Infektionsrate dorthin zurück, wo sie war«, warnt der Demokrat.

Der Ostküstenstaat und die gleichnamige Millionenmetropole verzeichneten bislang knapp 23.000 Corona-Tote, rund 40 Prozent aller US-Todesfälle. In den vergangen Tagen gingen die Zahlen zwar kontinuierlich zurück. Cuomo hat die Corona-Einschränkungen gleichwohl bis mindestens 15. Mai verlängert.


Rückhalt für strike Maßnahmen in Bevölkerung

Zwar zeigen Umfragen einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung für die strikten Maßnahmen. Allerdings zehrt das Gefühl des Eingesperrtseins zunehmend an der Substanz - und die Menschen zieht es angesichts frühlingshafter Temperaturen ins Freie. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom zeigte sich zu Wochenbeginn alarmiert über Gedränge an Stränden: »Das Virus macht am Wochenende keine Pause.«

Auch viele Experten warnen davor, jetzt ungeduldig zu werden und die Krise vorschnell für beendet zu erklären. Der angesehene Virologe und Regierungsberater Anthony Fauci wird nicht müde zu erklären, die Ansteckungskurve könne sehr schnell wieder in die Höhe schießen. Harvard-Wissenschaftler mahnen, in den meisten Bundesstaaten gebe es noch keine ausreichenden Test-Kapazitäten, um eine Lockerung zu begleiten.

Trump will solche Zweifel nicht gelten lassen. »Das Testen wird überhaupt kein Problem sein«, versichert der Präsident. Viele Bundesstaaten würden ihre Wirtschaft derzeit »sicher und schnell« wiedereröffnen - so wie er es sich im Wahljahr 2020 wünscht. AFP/nd

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