UN: Coronavirus-Pandemie hat »katastrophale Auswirkungen« auf Frauen weltweit

Die Corona-Pandemie könnte weltweit zu Millionen ungeplanten Schwangerschaften und Kinderehen, sowie einem deutlichen Anstieg häuslicher Gewalt führen.

  • Mascha Malburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) warnt vor den »katastrophalen Auswirkungen« der Corona-Pandemie für Frauen in Ländern mit niedrigem bis mittleren Einkommen: Aufgrund von wirtschaftlichen Einbrüchen, anhaltenden Ausgangsbeschränkungen und unterbrochenen Lieferketten rechnen die Experten mit bis zu sieben Millionen ungeplanten Schwangerschaften, 13 Millionen zusätzlichen Kinderehen und einem Anstieg der häuslichen Gewalt um 20 Prozent. Die Pandemie könnte außerdem zu erheblichen Verzögerungen von Programmen zum Schutz von Frauen führen.

Je länger die Krise anhält, desto mehr Frauen leiden unter ihren Folgen. Das zeigen die Kalkulationen des Bevölkerungsfonds: Demnach hätten nach sechs Monaten anhaltenden Einschränkungen bereits 47 Millionen Frauen ihren Zugang zu Verhütungsmitteln verloren. Mit jedem weiteren Monat kämen Hunderttausende Frauen hinzu, die sich aufgrund von unterbrochenen Lieferketten, geschlossenen Ausgabestellen und eingeschränkter medizinischer Versorgung nicht mehr vor ungewollten Schwangerschaften schützen könnten. So rechnen die Experten mit bis zu sieben Millionen ungeplanten Schwangerschaften im nächsten halben Jahr.

Auch die Zahl der Kinderehen könnte durch die Folgen der Pandemie um mehrere Millionen steigen, fürchten die Vereinigten Nationen. Einerseits würden wirtschaftliche Einbrüche Familien zwingen ihre Töchter früh zu verheiraten, anderseits könnten zahlreiche Projekte zum Kampf gegen Kinderehen derzeit nicht stattfinden. So blieben zum Beispiel UN-finanzierte Schulen geschlossen, die in den vergangen Jahren etliche Mädchen nachweisbar vor der Kinderehe bewahrten. Daneben würden auch Programme zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung erheblich verzögert, wodurch zusätzlich zwei Millionen Mädchen von der grausamen Praxis bedroht sind.

Im Bereich der häuslichen Gewalt gegen Frauen sei schon jetzt ein Anstieg zu erwarten, heißt es in dem veröffentlichen Bericht. »Während der Ausgangssperre habe ich viele Frauen getroffen, die der Gewalt ihrer Ehemänner ausgesetzt sind«, berichtete die Mitarbeiterin einer Frauenprojekts in Syrien. Sie beobachte zahlreiche Familien, in denen Ehemänner gewalttätig würden, nachdem sie ihren Job in der Pandemie verloren hätten. Die missbrauchten Frauen seien derzeit »wie Gefangene im eigenen Haus« und hätten kaum noch Möglichkeiten, der Gewalt zu entfliehen. Die Vereinigten Nationen rechnen mit 31 Millionen zusätzlichen Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt, wenn die Ausgangssperren weitere sechs Monate anhielten.

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