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Infizierte Versuchskaninchen

Positive Coronatests beim 1. FC Köln lässt Debatte um Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga neu aufflammen

  • Andreas Morbach, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Fußballer Birger Verstraete und Sebastiaan Bornauw haben einiges gemeinsam. Beide sind in Belgien geboren, beide wechselten im vergangenen Sommer aus ihrem Heimatland zum 1. FC Köln - und beide Herren eint ihr Hang, sich öffentlich mitzuteilen. So berichtete Innenverteidiger Bornauw der Tageszeitung »Het Laatste Nieuws« Ende letzter Woche brandaktuell, wie das mit den ersten Corona-Tests am Geißbockheim gelaufen sei: Mit überdimensionierten Ohrstäbchen, die zur Probeentnahme jeweils einmal tief in Hals und Nase gesteckt wurden. »Das war«, befand der 21-Jährige, »kein angenehmes Gefühl.«

Noch unangenehmer wurde es im Kölner Grüngürtel, als am Freitag bekannt wurde, dass bei den ersten Corona-Abstrichen zwei Profis und ein Physiotherapeut positiv getestet worden waren. Das Kölner Gesundheitsamt entschied - auf Grundlage einer Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen -, dass die drei positiv getesteten Personen in eine 14-tägige häusliche Quarantäne müssen. Allerdings nur sie. Ein Beschluss, der nun Birger Verstraete auf den Plan rief und ihn zu einem Interview mit dem flämischen TV-Sender »VTM« veranlasste, über das »Het Laatste Nieuws« berichtete.

»Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet«, erzählte der Mittelfeldspieler. Es sei also »nicht ganz richtig«, dass sonst niemand aus der Kölner Mannschaft mit den drei Infizierten in Kontakt gekommen sei: »Die Jungs sind mir sehr nahe gekommen«, so Verstraete.

Ehe der Belgier von seinem Arbeitgeber zurückgepfiffen und mit einem deutlich abgemilderten Statement zitiert wurde, hatte er zudem Zweifel an der Entscheidung der örtlichen Gesundheitsbehörden und an der Vorgehensweise seines Klubs geäußert. »Wir sollten vorerst nicht unter Quarantäne gestellt werden. Das ist ein bisschen bizarr. Der Plan war von vornherein, dass wir weitertrainieren - egal, ob es positive Tests gibt«, sagte er.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte zuvor via Twitter: »Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen.« Ein Gedanke, den auch Verstraete bei seinem Fernsehinterview ganz offensichtlich bewegte. »Wenn jeder Spieler anonym entscheiden dürfte - ohne dass der Verein ihnen die Schuld geben kann -, dann bin ich gespannt, wie die Stimmung ausfallen würde«, erklärte er. Seine Freundin etwa sei Herzpatientin, gehöre wegen dieser Vorerkrankung zu einer Risikogruppe. Die Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) für einen Neustart der Bundesliga ab 15. Mai bezeichnete er als »naiv«. Denn: »Ich will, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen.«

Für das Risiko, sich mit diesem Interview ordentlich die Zunge zu verbrennen, bekam der 26-Jährige einerseits Zustimmung von Followern auf seinem Instagram-Account. Andererseits aber auch einen scharfen Rüffel von seinem Klub. »Im Einklang mit dem medizinischen Konzept der DFL werden beim FC ausschließlich Spieler trainieren und spielen, die durch zwei aufeinanderfolgende negative Tests den Nachweis haben, dass sie mit dem neuartigen Coronavirus nicht infiziert sind. Aus diesem Grund werden alle Spieler vor der geplanten Wiederaufnahme des Trainings am Montag rechtzeitig erneut getestet«, gab der 1. FC Köln in einer Stellungnahme am Sonntag bekannt. Zudem ruderte Birger Verstraete in dem Statement des Vereins kräftig zurück: »Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen.«

Seine Freundin, fügte er noch hinzu, werde nun nach Belgien fahren und erst einmal dort bleiben. Währenddessen twitterte SPD-Politiker Lauterbach vor dem Start in die neue Woche: »FC Köln Profi gebührt Respekt für seine Ehrlichkeit. Konzept der Quarantäne plus Training funktioniert nicht und auch die Spieler haben Angst. Vereine setzen ihre Gesundheit aufs Spiel und sie bekommen einen Maulkorb. Unverantwortlich von Politik und DFL.«

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