Ganz locker

Coronakrise: Mehrere Bundesländer gehen bei Öffnung mit großen Schritten voran

Im Nachhinein kann man sich schon wundern über Markus Söders montägliche Einlassungen: Ob der von anderen Bundesländern beschlossenen Lockerungen der Corona-Beschränken vor den Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch hatte er sich da ein »bisschen unglücklich« gezeigt. Nur um einen Tag später, am Dienstag - und damit ebenfalls vor der von ihm angeführten Schalte - selbst einen durchaus umfangreichen Öffnungsplan vorzulegen.

So will Bayern seine Biergärten ab dem 18. Mai wieder öffnen, ab dem 25. Mai sollen laut dem Kabinettsbeschluss vom Dienstag Restaurants, ab dem 30. Mai Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze folgen. Ab Mittwoch bereits können Kinder wieder die Spielplätze im Land nutzen, und die bisherige strenge Kontaktbeschränkung wird gelockert und ab dem 11. Mai werden zudem der gesamte Handel, Tierparks, botanische Gärten, Bibliotheken, Gedenkstätten, Musikschulen geöffnet - und so weiter.

Allein steht Bayern allerdings nicht da mit seinen Lockerungsübungen: Baden-Württemberg möchte ab kommender Woche »kontaktlosen Outdoorsport« erlauben, auch in Hamburg öffnen ab Mittwoch etwa die Spielplätze wieder, Niedersachsen hat unter anderem einen Stufenplan für Hotels und Gastronomie, genauso wie Mecklenburg-Vorpommern. Alles unter strengen Auflagen zu Hygiene und Abstand natürlich betonen die »Öffnungsländer«.

Kritik an der Flut von angekündigten Maßnahmen übte am Dienstag Bremen und warnte vor einem »Geschwindigkeits- und Überbietungswettbewerb« der Bundesländer und Ministerpräsidenten bei den Lockerungsplänen. Für Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sei es jetzt wichtig, koordiniert vorzugehen und dabei einen kühlen Kopf zu bewahren. Bremen habe sich immer »sehr bundestreu« verhalten. Daran werde es sich auch weiter halten. Ebenso skeptisch ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Die Pandemie sei noch nicht überwunden, so Müller. »Deswegen sehe ich mit Sorge, was da passiert.«

Auch die Linke in Mecklenburg-Vorpommern wundert sich über die angekündigten Lockerungen im Land. »Für die vielen Unternehmen der Tourismusbranche, die täglich um ihre Existenz gebangt haben und immer noch bangen, sind die Lockerungen natürlich eine gute Nachricht. Damit erhalten sie eine Perspektive, wie es weitergehen kann mit ihren Betrieben«, findet Simone Oldenburg, Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag.

Doch erwecke der »plötzliche Kurswechsel« den Eindruck, »dass der Kompass vollends verloren gegangen ist«, so Oldenburg. »Während vor wenigen Tagen noch über eine vorsichtige Öffnung der Außengastronomie spekuliert wurde, heißt es heute: Feuer frei und freie Fahrt! Insbesondere die Lockerung für Touristen aus der ganzen Bundesrepublik ist unverständlich.« Die »fast schon blitzartige Kehrtwende um 180 Grad« führe die behutsamen Lockerungen der vergangenen Wochen »schon beinahe ad absurdum«.

Am Montagabend hatten sich Vertreter von Landesregierung und Gastgewerbe in der gemeinsamen Task Force Tourismus darauf verständigt, dass etwa die Gaststätten im Land von Samstag an für Einheimische öffnen dürfen, am 18. Mai sollen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen folgen. Zum 25. Mai soll dann das Einreiseverbot für Touristen aus anderen Bundesländern fallen. Am Dienstag legte das Kabinett dann noch einmal nach: Ab kommendem Montag dürfen Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten wieder öffnen, ab diesem Donnerstag sind bereits unter anderem Kosmetikstudios, Massagepraxen, Nagel-, Sonnen- und Tattoo-Studios, Fußpflegesalons dran.

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