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Südsee auf Stand-by

Tropical Islands bereitet sich auf seine Wiedereröffnung vor - möglicherweise noch im Mai

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Eine warme Brise und ein Hauch von Exotik am Sonnenstrand? Urlaubshungrige in der Hauptstadtregion werden vielleicht doch nicht warten müssen, bis die weltweiten Reisebeschränkungen fallen. Infolge der Lockerungswelle nach dem durch die Coronapandemie erzwungenen Stillstand hofft der Betreiber der Freizeitanlage Tropical Islands in Krausnick (Dahme-Spreewald), diese noch im Mai schrittweise wieder öffnen zu können. Das bestätigte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag dem »nd«. Am Montag seien dazu Gespräche mit den zuständigen Behörden geplant. Derzeit bereite Tropical Islands entsprechende Konzepte vor, wie ein Betrieb unter Wahrung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygienegebote zu gewährleisten wäre, hieß es. »Noch steht zwar für uns der auf unserer Website als Ziel angepeilte 16. Mai, doch wir werden wohl eine etwas länger Anlaufphase benötigen«, sagte der Mitarbeiter.

Viele Deutsche und ihre Nachbarn würden bald nicht mehr in die Südsee reisen, da sie die Tropen ja nun vor ihrer Tür hätten. Ganzjährig und wetterunabhängig. Diese steile These der malaysischen Gründerväter der Freizeitanlage Tropical Islands klang 2004 angesichts der Startschwierigkeiten in der riesigen, damals nur karg begrünten ehemaligen Luftschiffhalle wie ein Witz. Inzwischen geht sie als charmante Übertreibung durch, und mancher Spötter von einst wäre schon froh, wenn er in Corona-Zeiten wenigstens in den »märkischen« Tropen ausspannen könnte. Vor sieben Wochen hat aber der Shutdown Tropical Islands ausgebremst. Seither ist die Badelandschaft mit ihren Stränden verwaist, stehen Restaurants, Lodges und Zelte leer, sind auf den Pfaden des Regenwaldes nur Gärtner unterwegs.

Der transparente, weithin sichtbare »Dom« der Tropenwelt ist das Markenzeichen der ganzjährig geöffneten und gut frequentierten Freizeitanlage. Tropical Islands versteht sich als »Europas größte tropische Urlaubswelt«. Es wirbt mit »einmaligen In- und Outdoorattraktionen«. 1,2 Millionen Erholungssuchende kommen pro Jahr - für einige Stunden Bade- oder auch Saunaspaß, aber für mehrere Tage. Gut 550 Mitarbeiter beschäftigt das derzeit größte Unternehmen am Standort. Wenn hier die Tore zugehen, bekommt die Region ein Problem.

Die 107 Meter hohe und 360 Meter lange, einst von dem Luftschiffbauer Cargolifter errichtete weltgrößte freitragende Halle entstand auf einem alten sowjetischen Militärflugplatz. Als die Firma aufgeben musste, wurde dort auf 66 000 Quadratmetern eine Badelandschaft mit Südseeflair, Bars und Sandstrand unter Palmen aufgebaut. Das exotische Projekt wurde nur anfangs verlacht, denn mit den Jahren entstand am Ort auf 640 Hektar ein ganzer Freizeit- und Ferienkomplex. Die Übernachtungskapazität ist auf 1900 Betten gewachsen. Man kann in der Tropenhalle, die heute auch über eine große Saunalandschaft verfügt, Zimmer und Lodges oder Zelte buchen, Ferienhäuser, Mobile Homes und Zelte stehen auch im Außenbereich bereit. Zudem bietet der Tropical Islands Campingplatz fast 100 Stellflächen.

Zwangspause, das bedeutet Totalausfall der Einnahmen bei weiterlaufenden Kosten. Tropical Islands gehört zur spanischen »Parques Reunidos«-Gruppe, die 61 Wasser-, Tier- und Freizeitparks in 14 Ländern betreibt - der Mutterkonzern ist ein finanzstarker Partner. Dennoch ist in dieser Krise die Decke dünn. Im rbb-Fernsehmagazin zibb erklärte Marketingchef Kim Schäfer in der vergangenen Woche: »Ökonomisch gesehen ist für uns die Situation klar katastrophal.« Allein den Tropenwald am Leben zu erhalten, reiße ein großes Loch in die Kasse. Es heiße also »Kostensparen wo es nur geht«.

Dafür habe man nun alles außer Betrieb gesetzt, was technisch zulässig sei, teilte das Management dem »nd« mit. Die Hallentemperatur sei von 26 auf 20 Grad reduziert worden, was die Pflanzen und Tiere gerade noch tolerieren. Aber: »Wir nehmen als staatliche Hilfen lediglich die Kurzarbeit in Anspruch.« Die meisten Mitarbeiter erhielten Kurzarbeitergeld, das das Unternehmen auf 90 Prozent aufstocke. Viele müssten zu hause bleiben, einige arbeiteten im Homeoffice. »In einigen Bereichen ist aber weiterhin Präsenz vor Ort notwendig. So kümmern sich nach wie vor Mitarbeiter um Pflanzen und Tiere oder um die Wassertechnik.«

Planmäßig fertiggestellt würden derzeit die neuen Ferienhäuser samt den Zufahrten. »Hier hängen auch viele regionale Firmen dran, die wir nicht im Stich lassen wollen«, heißt es. »Wir nutzen die gegebene Zwangspause positiv und nehmen in Angriff, was zuletzt zurückgestellt werden musste.« Deckenstrahler würden ausgetauscht, die Liegeflächen an der »Südsee« neu beschichtet, Technik geprüft oder gewartet. Für eine Beckenrevision habe man das Wasser in der »Lagune« ablassen müssen, bei laufendem Betrieb kaum machbar.

Es wird einige Tage dauern, bis alle Systeme wieder hochgefahren sind. Nun macht sich bezahlt, dass Tropical Islands auf Personalkürzungen verzichtet hat. »Wir gehen davon aus, dass wir zur Wiedereröffnung wieder jeden einzelnen Mitarbeiter benötigen«, teilte das Unternehmen mit.

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