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Keine klaren Reduktionsziele
Moritz Wichmann über die Coronavirus-Eindämmung
In den USA ist das Problem eher mangelnde politische Führung, in Deutschland eher schlechte politische Kommunikation. Trotz groteskem Missmanagement, den Protesten rechter Lockdown-Gegner und Rekord-Arbeitslosigkeit, also drastischen sozialen Folgen, zeigen Umfragen in den USA: Eine deutliche Mehrheit unterstützt dort die Coronavirus-Einschränkungen.
Dass Deutschland nach relativ erfolgreicher Eindämmung nicht schon kurz nach der Spitze der Infektionskurve »wieder aufmacht«, wie die USA, sondern deutlich später, ist zwar besser. Jedoch: Mit klaren Reduktionszielen - etwa im Mittel »nur« 400 Neuinfektionen pro Tag; die Marke, ab der individuelle Kontaktnachverfolgung wieder möglich ist - und deren deutlicher Kommunikation wäre mehr drin gewesen. Eine schnellere und komplette Eindämmung.
Viele Teilnehmer der Anti-Corona-Proteste vom Wochenende sind von diffuser Angst getrieben, und sie stehen nicht allein. Umfragen zeigen eine sinkende Akzeptanz für die Corona-Maßnahmen. Die Politik hätte Ende April und Anfang Mai sagen müssen: »Wir müssen noch 14 Tage so durchhalten, sonst kommt in wenigen Wochen der Rückfall«.
Genau das droht mit der jetzt wieder steigenden Reproduktionsrate des Virus. Immerhin: Eine Obergrenze für Neuinfektionen haben wir inzwischen. Der möglicherweise drohende Weg zurück in wieder verschärfte Maßnahmen ist also klar kommuniziert.
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