Medien sind wenig divers
Vielfalt in Redaktionen
Chef*innen von deutschen Medien haben so gut wie nie Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung, bei der 126 Chefredaktionen der reichweitenstärksten Medien in Deutschland befragt wurden. Lediglich acht von ihnen haben eine Migrationsgeschichte, also sie oder eines ihrer Elternteile haben keine deutsche Staatsbürgerschaft.
Von diesen 6,4 Prozent der Journalist*innen in Leitungsposition kommen alle aus Nachbarländern wie Luxemburg, der Schweiz oder aus EU-Staaten. Migrantische Gruppen, die in Deutschland groß sind, sind somit nicht vertreten. Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), ein Verein, der sich für mehr Menschen aus Einwandererfamilien in Medien einsetzt, hatte die Untersuchung zusammen mit einem Team der Technischen Hochschule Köln durchgeführt. Dafür hatten die Forscher*innen die reichweitenstärksten Medien aus TV, Radio, Online und Zeitungen ausgewählt. Dies entsprach bei Zeitungen einer Auflage von 60 000 Ausgaben überregional, 80 000 lokal und bei Online-Medien 20 Millionen Seitenbesuchen monatlich. Das »nd« war demzufolge nicht dabei.
Die Befragung ergab auch, dass große deutsche Medien keine Diversität in ihrem Haus erfassen. Von 56 Redaktionen, die auf die Frage zur systematischen Erfassung antworteten, bestätigte als einzige die international arbeitende Nachrichtenagentur Thomson Reuters, solche Daten über ihre Angestellten zu erheben. »Diversität in Redaktionen wird überwiegend positiv bewertet. Trotzdem wird wenig dafür getan«, sagte Konstantina Vassiliou-Enz, Geschäftsführerin der Neuen deutschen Medienmacher*innen, auf einer Online-Pressekonferenz am Montag.
Zahlen zur Diversität in deutschen Medien gibt es bisher kaum. Die letzten Daten stammen von 2009. Die Studie von Kristina Enders und anderen zeigte, dass durchschnittlich 16 Prozent der Medienschaffenden hierzulande Migrationsgeschichte haben. Eine Umfrage in Nordrhein-Westfalen scheiterte 2016 an dem geringen Rücklauf aus den Redaktionen. Jeder Vierte in Deutschland hat Migrationsgeschichte. Immer wieder kritisieren Verbände und Vereine auch, dass auch mehr Menschen mit Behinderung, Frauen, Homo- und Transsexuelle in Medienhäusern vertreten sein sollten.
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