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Einmal ist keinmal
Ulrike Henning sieht zu wenig Respekt für die Pflege-Schufterei
Die Wertschätzung für die Arbeit in der Pflege scheint in diesen Tagen grenzenlos. Aber schon die fehlende Einigkeit der Bundesländer zu ihrem Anteil an der Corona-Prämie für die Altenpflegerinnen und -pfleger ernüchtert. Es geht hier nur um eine Einmalzahlung, nicht etwa um die dauerhafte Aufstockung der Löhne, schon gar nicht um verbindliche, einheitliche Tariflöhne.
Das Geschacher weist auf die Zerklüftung des Systems hin, auf die Vielfalt der Träger, auf das Teilkaskoprinzip in der Pflegeversicherung. All diese Aspekte werden eher als Argumente dafür gewertet, dass sich da grundsätzlich kaum etwas ändern lasse. Einzig verlässlich ist die Bereitschaft der Beschäftigten zur Selbstausbeutung – oder doch nicht? Die jetzt sichtbare Zögerlichkeit der Bundesländer zeigt die Angst vor einem Dammbruch: Schon eine noch so niedrige Prämie könnte darauf hinweisen, dass hier mehr möglich ist, auch gemessen an milliardenschweren Hilfspaketen für Krankenhäuser, Kleinunternehmer, Bahn und Lufthansa.
Genügend Schutzausrüstung und Prämien in der aktuellen Krise wären das Mindeste. Zum Umsteuern im Gesundheitssystem einschließlich der Pflege hin zu solidarisch organisierter Daseinsfürsorge braucht es aber grundlegende Veränderungen. Ein Brutto-Einstiegsgehalt von 4000 Euro, wie es am Dienstag Pflegekräfte in einer Online-Demo forderten, wäre da zwar nur ein Anfang, aber schon ein starkes Signal.
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