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15 Minuten gegen Sexismus

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf reden über Sexismus – und sorgen damit für Schlagzeilen. Doch das Engagement der beiden reicht nicht aus.

  • Birthe Berghöfer
  • Lesedauer: 3 Min.

Zur besten Sendezeit am Mittwoch Abend mussten sich nun endlich auch einmal Millionen von Männern mit sexistischen Kommentaren im Netz und Gewalt gegenüber Frauen auseinandersetzen: Die beiden Fernseh-Spaßvögel Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nutzten 15 Minuten Sendezeit für eine Ausstellung mit dem Titel »Männerwelten«. »Diese Ausstellung ist nichts für schwache Nerven«, erklärte Autorin und Moderatorin Sophie Passmann, die einen im weiteren durch die Ausstellung leitete.

Was in den nächsten Minuten folgte, ist die grausame Realität von in der Öffentlichkeit stehenden Frauen: der tagtägliche Sexismus. Eine endlose Reihe an Dick-Pics - Bilder von Penissen, die ungefragt zugeschickt werden. Das Verschicken solcher Fotos ist nach Paragraph 184 Strafgesetzbuch strafbar. Für Frauen in der Öffentlichkeit gehört es quasi zur Jobbeschreibung dazu, Sexismus ertragen zu müssen, betonte Passmann. Aber nicht nur das: Jede zweite Frau in Deutschland hat schon mal sexuelle Belästigung erlebt. Einige von ihnen berichten: von Übergriffen durch Taxifahrer oder Nachbarn und von Männern, die im Restaurant ihren Penis auspacken, voller Erwartung auf – ja was denn eigentlich?

Männerwelten - Belästigung von Frauen | Joko & Klaas 15 Minuten Live

Im Netz werden Joko und Klaas gerade vielfach gelobt und der Sender Pro Sieben schmückt sich mit dem 15-minütigen Kampf gegen Sexismus. Das ist heuchlerisch, immerhin ist Sexismus auf dem privaten Sender Dauerprogramm. Kritiker*innen und Feminist*innen im Netz weisen auf weitere Doppelmoral hin: So war an diesem Abend auch der Rapper Sido zu Gast, also jemand, der mit dem verherrlichenden Rappen über sexuelle Gewalt sein Geld verdiente. Auch die Zusammenarbeit mit der Organisation Terre des Femmes wird kritisiert. Diese verbreite regelmäßig anti-muslimische Ressentiments, außerdem lehne sie den Begriff Sexarbeit ab. Auch ein intersektionaler Blick, also die Berücksichtigung von nicht-weißen, queeren, Trans-Frauen oder Frauen mit Behinderung, fehle völlig. Sie sind noch viel häufiger Opfer sexualisierter Gewalt.

Den Dick-Pic-Exponaten folgen Nachrichten und Kommentare an Moderatorinnen, Journalistinnen, Influencerinnen, aber auch an nicht in der Öffentlichkeit stehende Frauen. Auf eine zunächst völlig normale Konversation über den Nachrichtenmessenger WhatsApp folgt dieser Nachrichten-Monolog: »Deine Lippen passen jedenfalls super zu meinem Schwanz; Überleg's dir, mein Schwanz bekommt nicht jede; Würde ihn dir überall reinstecken; Dreckige Hure«.

»Männerwelten ist eine Dauerausstellung«, sagt Passmann zurecht. Denn in einer Welt, in der es zwei männliche Moderatoren braucht, damit weibliche Moderatorinnen zur besten Sendezeit 15 Minuten über sexualisierte Gewalt reden können, wird auch Gewalt von Männern gegen Frauen so schnell nicht verschwinden. Da hilft es auch nicht, Joko und Klaas übermäßige Dankbarkeit zu schenken für etwas, das selbstverständlich sein sollte - der Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt. Zumal die beiden im Laufe ihrer Karriere des »Witzes« wegen so einige sexuelle Belästigung betrieben haben. Auch darauf weisen Feminist*innen im Netz hin.

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