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Nur Nina Hagen hat überlebt
Beim Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und Bayern München war einzig das Endergebnis normal
Nach dem Abpfiff der Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Bayern München wollten die Spieler beider Mannschaften offensichtlich einfach nur noch weg. Angesichts der Geisterkulisse von rund 300 arbeitenden »Zuschauern« zog es die Münchner trotz ihres 2:0-Pflichtsieges nicht vor den Gästeblock. Und auch die Berliner Spieler ließen ihren traditionellen Ehrengang nach einer Partie logischerweise aus.
Hier und da gab es einen kurzen Small Talk samt Ellbogen-Corona-Gruß, beispielsweise zwischen Unions Torwart Rafal Gikiewicz und Bayerns Torjäger Robert Lewandowski. Die beiden Polen werden sich sicher noch einmal über den Elfmeter unterhalten haben, den Lewandowski in der Endphase der ersten Halbzeit zum 1:0 verwandelt hatte. Vielleicht aber auch über den kapitalen Bock, den sich Verteidiger Neven Subotic als Verursacher des Strafstoßes im Duell mit Leon Goretzka geleistet hatte.
Eine Standardsituation brachte den haushohen Favoriten somit auf die Siegerstraße. Eine zweite rundete den erwarteten Spielausgang dann ab: Frankreichs Weltmeister Benjamin Pavard köpfte nach einer Ecke von Joshua Kimmich zehn Minuten vor Schluss zum 2:0-Endstand ein. »Jeder war gespannt, wie es so läuft. Wir haben es in den ersten 30 Minuten sehr gut gemacht. Da hatten die Bayern doch ein bisschen Probleme. Aber sie hatten insgesamt mehr Chancen als wir«, sagte der Berliner Kapitän Christopher Trimmel nach der Partie.
Die merkwürdige Atmosphäre beschrieb der Österreicher so: »Im Spiel ist man konzentriert, da kann man das ein bisschen ausschalten. Aber am Ende merkt man schon, dass uns die Fans speziell in unserem Stadion fehlen. Das ist schade. Wir gehen aber professionell damit um.«
Bei vielen Beobachtern, sei es am Fernseher oder im Stadion selbst, dürfte die Lust auf einen Nachschlag solcher Spiele jedoch vergangen sein. Es war trostlos und unwirklich in der leeren Alten Försterei. Es ging schon ungewohnt los. Auch bei Journalisten, Fotografen und Polizisten wurde vor dem Eintritt in den Innenraum oder auf die Tribüne Fieber gemessen. Zudem galt es, einen Fragebogen auszufüllen, in dem tatsächlich gefragt wurde, ob man an Corona erkrankt sei oder sich in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten habe.
Im Stadion hingen keine Transparente, zumal das auf der Gegengerade ob der zusätzlich erhöhten digitalen Werbeflächen fürs Fernsehbild auch nicht möglich gewesen wäre. Aber auch an anderer Stelle fehlten die Banner. »Zaunfahnen sind ein Symbol für Anwesenheit. Da die Fans nicht hier sein können, werden die Fahnen auch nicht stellvertretend für die Gruppen im Stadion platziert«, sagte Christian Arbeit. Unions Vereinssprecher und Stadionansager gab im Verlauf der Partie auch keine Aufstellung oder Torschützen bekannt, weil im DFL-Konzept ein solcher Posten nicht eingeplant ist.
Der Rahmen blieb somit aufs Minimalste begrenzt. Vor dem Spiel lief beim Einmarsch der Teams nur die Vereinshymne von Nina Hagen. Mehr Musik gehörte nicht zum Programm. Das dürften auch die 100 Fans vernommen haben, die sich im Umfeld des Stadions aufhielten. Zwei kletterten in ihrer Sehnsucht nach Union sogar auf Bäume, ehe die Polizei einschritt. Ultras ließen sich nicht blicken. Sie haben wohl längst mit dieser Art von Fußball abgeschlossen.
Das Daumendrücken aus der Ferne half Union auch nichts. Bei den Köpenickern kam erschwerend hinzu, dass Trainer Urs Fischer fehlte. Der Schweizer hatte zu Wochenbeginn das Quarantäne-Camp verlassen, weil sein Schwiegervater in Zürich im Sterben lag. Fischer kehrte am Sonnabend nach Berlin zurück, war gegen die Bayern aber nicht im Stadion.
Der Trainer, der durch seine Assistenten Markus Hoffmann und Sebastian Bönig vertreten wurde und mit ihnen im Vorfeld der Begegnung in Kontakt gestanden hatte, war schon am Sonnabend erneut auf Corona getestet worden. Wenn auch der Abstrich am Montag negativ ist, kann er am Dienstag wieder zum Team stoßen und im Derby bei Hertha BSC am Freitagabend auf der Bank sitzen.
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