Zu viele Härtefälle
Stefan Otto wundert es nicht, dass so viele Studierende Notkredite brauchen
Nach der Coronakrise wird vieles anders sein, heißt es oft. An den Unis und Fachhochschulen wird sie möglicherweise dazu führen, dass die Chancengleichheit weiter abnimmt. Anzeichen dafür ergeben sich aus einer Umfrage eines Personaldienstleisters, wonach die wirtschaftliche Situation vieler Studierender prekär ist, weil sie ihren Job infolge des Lockdowns verloren haben. Jeder Fünfte muss sich Geld leihen, um über die Runden zu kommen. Drei Viertel der Befragten wollen ein zinsloses Darlehen aufnehmen, das die Bundesregierung als Hilfe auf den Weg gebracht hat.
Zwar sind viele Studierende zuversichtlich, dass die Situation sich bald wieder normalisiert. Aber festzuhalten bleibt: Nur wer von seinen wohlhabenden Eltern unterstützt wird, kann ohne Geldsorgen studieren. Bei vielen anderen reicht das Bafög schon lange nicht mehr zum Leben, weil eine Erhöhung der Sätze die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht mehr ausgleichen konnten. Studierende sind daher aufs Jobben angewiesen, doch dieses Modell der Studienfinanzierung funktioniert nun nicht mehr.
Schon bei der Frage der Notunterstützung gab es den Vorschlag, das Bafög zu erweitern; aber Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich mit den Krediten durchgesetzt. Dabei wäre es wichtig, das Bafög auszubauen, damit Studierende davon leben können. Aber dazu fehlt der Wille.
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