»Endlich wieder zocken«
Die Corona-Pandemie hat den Beachvolleyballern praktisch die gesamte Saison zerstört. Nun starten die Sportler selbst die neue Beach-Liga
Die Welttour auf Eis, die nationale Tour gestrichen, Stars wie Olympiasiegerin Laura Ludwig posten Fotos vom Familienglück statt von den Sandcourts rund um den Erdball. Doch jetzt wird der Beachvolleyball wiederbelebt, am kommenden Wochenende kann in Düsseldorf wieder gespielt werden. »Endlich wieder zocken. Endlich wieder Spielpraxis. Das ist genial«, sagte die einstige Vizeweltmeisterin Karla Borger über den Neustart einer Sportart, der die Coronakrise praktisch die gesamte Saison zerstört hat.
Der Stand in der Qualifikation für die Olympischen Spiele ist eingefroren. »Die Gedanken sind Karussell gefahren«, sagte Deutschlands Beach-Queen Ludwig, die sich mit Söhnchen Teo ablenkte. Der Verband ringt darum, wenigstens die traditionellen deutschen Meisterschaften Anfang September irgendwie und irgendwo doch noch auszutragen. »Ich bin emotional in ein tiefes Loch gefallen«, bekannte Julius Thole, der im Vorjahr mit seinem Partner Clemens Wickler bei der Heim-WM in Hamburg die Fans mit dem überraschenden Triumphzug bis auf Platz zwei entzückt hatte.
Die Nationalteams haben zumindest das Glück, wirtschaftlich durch Sponsorenverträge oder die Unterstützung als Sportsoldaten abgesichert zu sein. Bei vielen anderen Profis oder Halbprofis sieht das anders aus. Deshalb atmet jetzt gefühlt die ganze Branche erst einmal auf, weil wieder gespielt werden kann. Auf Initiative der aktiven Spieler Alexander Walkenhorst (Essen) und Daniel Wernitz (Dormagen) sowie des Marketingexperten Constantin Adam (Stuttgart) startet am kommenden Wochenende in Düsseldorf die Beach-Liga, ein völlig neues Format in Deutschland.
Acht Frauen- und acht Männerteams spielen 30 Tage lang in einer Art Liga die Sieger aus - natürlich mit einem Hygiene- und Sicherheitskonzept. Alle Akteure wohnen in einem Hotel und werden regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Was der Partysportart Beachvolleyball natürlich besonders weh tut: Zuschauer sind auf dem Gelände der Düsseldorfer Arena nicht zugelassen.
Jeden Tag gibt es acht Spiele, die auf der Streamingplattform »twitch« live und ohne Bezahlschranke zu sehen sind. »Da musst du einfach flexibel sein. Das Wichtigste ist, überhaupt wieder Spiele zu machen«, sagte die 31 Jahre alte Borger. Die aktuelle deutsche Meisterin tritt in Düsseldorf allerdings nicht mit ihrer Stammpartnerin Julia Sude an. Und genau darin zeigt sich, dass die Beach-Liga zunächst ein Experiment ist. Viele Spitzenprofis haben sich nach dem Wegbrechen der Saisonhöhepunkte anders orientiert: Sude konzentriert sich derzeit auf die Fortsetzung ihres Zahnmedizinstudiums, um sich dann Richtung Olympiajahr 2021 wieder voll dem Beachvolleyball zu widmen.
Auch die Topteams Laura Ludwig und Margareta Kozuch sowie Thole/Wickler (alle Hamburg) fehlen in der neuen Liga. Das Problem: Sie haben derzeit andere Trainingsformen. Das Positive allerdings bleibt: Es wird wieder gezockt im Sand. dpa
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