Leichtsinnig

Personalie

Es gibt nur einen Grund dafür, sich das Nachtclubvideo der Tennisstars Novak Djokovic und Alexander Zverev in Belgrad anzuschauen. Man kann mal wieder »Pump up the Jam« von Technotronic hören - süße, wenn auch nach 30 Jahren etwas peinliche Erinnerungen an die eigene Jugend. Was Djokovic und andere Tennisprofis dort vor gut einer Woche sonst noch veranstalteten, ist dem serbischen Weltranglistenersten hoffentlich jetzt schon peinlich. Ohne Abstand, Masken und Shirts tanzten sie oberkörperfrei miteinander auf einer Bühne. Ästhetisch eine Geschmacksfrage, mitten in einer Pandemie aber definitiv mehr als unangebracht.

Am Dienstag kam der erwartbare Knall: Drei andere Profis der von Djokovic auf dem Balkan veranstalteten Adria-Tour hatten bereits verkündet, sich mit dem Virus angesteckt zu haben. Nun vermeldete der Organisator, dass auch er und seine Frau positiv getestet worden sind. Da diese Tests bereits bei der Ankunft in Belgrad gemacht worden seien, könnte der 33-jährige Serbe sogar selbst die Kollegen angesteckt haben.

Djokovic zufolge habe er sich an alle Vorgaben in Belgrad und dem kroatischen Zadar gehalten, wo die Profis zuletzt aufgeschlagen hatten. Dass diese Vorgaben zu lax sind, war den Gesundheitsexperten, die vor den Turnieren gewarnt hatten, schon vorher klar. Auf den Rängen drängten sich Tausende Fans ohne Abstand oder Mund-Nase-Schutz, Djokovic ließ sich mit Fans und Ballkindern im Arm fotografieren. Danach flogen die positiv Getesteten noch nach Bulgarien oder Monte Carlo und steckten dort vielleicht weitere Hunderte Menschen an.

79 Turniere hat der »Djoker« gewonnen, davon 17 bei Grand Slams. Mehr als fünf Jahre stand er an der Spitze der Weltrangliste. Den Ruf eines außerordentlichen Sportlers setzt er jetzt aufs Spiel. Djokovic äußerte sich impfkritisch und kritisierte danach die strengen Hygienemaßnahmen bei den US Open als »extrem«. Sollte sich bald herausstellen, dass sein Leichtsinn bei den eigenen Turnieren im schlimmsten Fall zum Tod von Menschen geführt hat, dürfte er seine Meinung ändern.

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