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Faire Schule in Mahlow
Titel für Engagement geht erstmals in Brandenburg an Förderschule für Lernbehinderte
Die Kleinen tanzen und singen. Die Großen schauen zu. Die 10. Klasse der Schule am Waldblick in Mahlow erhielt am Mittwochmorgen ihre Zeugnisse, so wie andere in Brandenburg auch. Wegen der Coronakrise erfolgte die Zeugnisausgabe mit Programm auf dem Pausenhof, vor der Kulisse eines Handballtors - ungewöhnlich. Aber was ist schon gewöhnlich an der Schule am Waldblick?
Die Bildungsstätte erhielt am Mittwochmorgen noch vor der Zeugnisausgabe das Siegel »Faire Schule« verliehen. In Brandenburg haben vorher bereits zehn andere Schulen dieses Siegel bekommen. Doch diese hier ist die erste Förderschule für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, die sich im Bundesland diesen Titel verdient hat.
Eine eingerahmte Urkunde, um sie im Gebäude aufzuhängen, und ein wetterfestes Schild für die Fassade brachte Stephanie Günther mit und übergab diese beiden Dinge. Günther ist Bildungsreferentin beim Diakonischen Werk und stellte sich als »Eine-Welt-Promoterin« vor. 2018 sei sie das erste Mal an die Schule am Waldblick gekommen, sagte Günther. »Ich habe gedacht: Was für eine tolle Schule. Mit der kann ich prima arbeiten.« Dabei sei sie zuvor noch unsicher gewesen, habe Bedenken gehegt. Mit einer Förderschule hatte sie keine Erfahrung. »Aber ich habe festgestellt, es spielt keine Rolle.«
Das Siegel »Faire Schule« gibt es für eine demokratische Schulkultur, für den Einsatz für Gerechtigkeit und Klimaschutz und dafür, Verantwortung für Probleme in anderen Teilen der Welt zu übernehmen. Es gebe dazu hier eine »lange Liste« mit Projekten, lobte Günther. Als Stichworte fielen Solarkocher, grünes Klassenzimmer und Schulgarten.
Die Umweltdezernentin des Landkreises Teltow-Fläming, Dietlind Biesterfeld (SPD), ist stolz auf das Siegel - stolz, weil der Landkreis Träger der Schule am Waldblick ist und sie damit »ein kleines bisschen« auch selbst geehrt worden ist, wie Biesterfeld schmunzelnd bemerkte.
Der Landkreis hat auch tatsächlich einen kleinen Anteil. Denn die Ehrung ist eigentlich nicht mit einer finanziellen Zuwendung verbunden. Teltow-Fläming hat sich jedoch entschieden, jenen Schulen eine Prämie von 200 Euro im Jahr zu zahlen, die sich erfolgreich zur fairen Schule entwickelt haben. Lehrer und Schüler dürfen allerdings nicht nachlassen, wenn sie den Titel behalten wollen. Er wird immer nur für zwei Jahre gewährt.
»Was hier geleistet wird, ist einfach großartig«, schwärmte auch Schulrätin Birgit Ernst. Bescheiden trat Schulleiterin Katrin Schneider in die zweite Reihe und überließ es ihrer Stellvertreterin Antje Leutnitz, zusammen mit Schülern Urkunde und Schild entgegen zu nehmen, da diese sich als »fleißiges Lieschen« um dieses Projekt kümmerte. Konkret bekam Leutnitz die Schrauben in die Hand gedrückt, mit der das Schild an der Fassade befestigt werden kann.
In einer humorigen Rede behaupteten die Zehntklässler danach mit Augenzwinkern, sie seien »der coolste und attraktivste Abschlussjahrgang aller Zeiten« und könnten ihren Eltern für die »guten Gene« danken.
Ihr Klassenleiter nannte dies dann echt bescheiden, denn sie seien wirklich »cool«, außerdem hilfsbereite und freundliche Menschen. Jeder Lehrer sei gern in diese Klasse gegangen und im Kollegium habe man sich um den Posten des Klassenleiters gerissen. Einige Dinge hätten sie so gut wie ein Gymnasiast gemacht oder sogar besser. Die Jugendlichen werden ihren Weg im Leben gehen, wenn sie so weitermachen, wie sie sich hier präsentiert haben, ist der Klassenleiter überzeugt.
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