Der letzte Auftritt der Rekordmeisterinnen

Modell mit Signalwirkung: Die Fußballerinnen des 1. FFC Frankfurt schließen sich zur kommenden Saison der Eintracht an.

  • Eric Dobias
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor der stillen Abschiedsparty des 1. FFC Frankfurt läuft bei Siegfried Dietrich ein emotionales Kopfkino. Seit Tagen durchlebt der Manager noch einmal die wichtigsten Stationen in der 22-jährigen Geschichte des deutschen Rekordmeisters, der an diesem Sonntag vor leeren Rängen sein letztes Spiel bestreitet und nach der Fusion mit Eintracht Frankfurt künftig unter neuem Namen in der Frauen-Bundesliga an alte Erfolge anknüpfen will.

»Da läuft im Kopf noch einmal alles ab, was rund um den Verein alles passiert ist. Von der ersten Stunde, den ersten Erfolgen über die Gesichter und die Menschen, die den FFC zum erfolgreichsten Frauenfußballklub in Deutschland entwickelt haben«, sagt Dietrich vor der finalen Partie gegen den SC Freiburg.

Sieben Meistertitel, neun Pokalsiege und vier Champions-League-Triumphe stehen in der Vereinsvita der Hessinnen, in deren Reihen Weltklassespielerinnen wie Birgit Prinz, Steffi Jones oder Celia Sasic standen. »Der 1. FFC hat die Geschichte des deutschen Frauenfußballs in den vergangenen 20 Jahren geprägt wie kein anderer Klub«, lobt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann.

Im August 1998 ging der 1. FFC Frankfurt aus der SG Praunheim hervor. Gleich in der ersten Saison unter dem neuen Namen wurde der Verein erstmals Meister. Die größten Meilensteine gab es aber auf internationaler Ebene. 2002 gelang bei der Premiere der Sieg im damaligen UEFA Women’s Cup. »Das war der Moment, der mir ganz tief unter die Haut gegangen ist, in dem ich das Gefühl hatte, wir haben den Durchbruch geschafft«, erzählt Dietrich im Rückblick. 2008 dann der dritte Sieg in der Champions League vor 27 640 Fans in der Frankfurter WM-Arena. »Ein europäischer Zuschauerrekord und ein Sieg für die Ewigkeit«, schwärmt Dietrich. »Das war Bestätigung und Motivation zugleich.«

Den letzten Triumph gab es 2015 in Berlin. Im Finale der Champions League bezwang der FFC den Favoriten Paris Saint-Germain mit 2:1. »Dieser Titel hat dann letztlich zum Umdenken geführt, weil wir wussten, als reiner Frauenfußballverein werden nicht nur wir das nie mehr schaffen«, betont Dietrich.

Unter dem Dach der Eintracht sollen die Frankfurterinnen nun wieder sportlich angreifen. »Natürlich wollen wir oben anklopfen und sobald wie möglich auch wieder international spielen. Klar ist aber, dass wir einen organischen Entwicklungsprozess anstreben und nichts überstürzen«, sagt Dietrich zu den Zielen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg traut den Hessinnen einiges zu: »Ich bin mir sicher, dass die Eintracht und der FFC künftig unter einem Dach Großes schaffen werden.«

Die Fusion soll sich aber nicht nur für den Verein auszahlen, sondern auch generell Signalwirkung haben. »Es ist ein starkes Zeichen nicht nur für den Fußball in Frankfurt, sondern in ganz Deutschland. Ich hoffe, dass weitere Klubs dem Modell der Frankfurter Vereine folgen und dadurch den Frauenfußball sportlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich voranbringen«, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Das wäre auch ganz im Sinne von Dietrich. dpa/nd

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