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US-Bundesstaat Mississippi entfernt Konföderierten-Symbol aus seiner Flagge
Südstaat reagiert auf Debatte um Erbe der Sklaverei und rassistische Gewalt
Jackson. Mississippi entfernt die Symbolik der einstigen Sklavenhalterstaaten des US-Südens aus seiner Fahne. Dies beschloss am Sonntag mit großer Mehrheit das Parlament des Bundesstaats. Es reagierte damit auf die seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz verschärfte Debatte um den Umgang mit dem historischen Erbe von Rassismus und Sklaverei.
Mississippi war der letzte verbliebene US-Bundesstaat, der noch offiziell die Symbolik der Südstaaten-Konföderation des 19. Jahrhunderts verwendete. Die Südstaaten hatten im Bürgerkrieg mit dem Norden von 1861 bis 1865 vergeblich für den Erhalt der Sklaverei gekämpft. In den Kampf zogen die Südstaaten-Truppen unter der Konföderierten-Flagge - einem blauen und mit Sternen verzierten Diagonalkreuz vor rotem Hintergrund.
In die bisherige Flagge von Mississippi ist die Konföderierten-Fahne in Form eines Quadrats in der linken oberen Ecke integriert. Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten hat Mississippi als einziger Staat noch solche offizielle Konföderierten-Symbolik, nachdem Georgia im Jahr 2003 das Südstaaten-Kreuz aus seiner Fahne beseitigt hatte.
Wie die neue Fahne von Mississippi aussehen soll, ist noch ungeklärt. Geplant ist bislang nur, dass sie den Spruch »In God, We Trust« (»In Gott vertrauen wir«) tragen soll. Dabei handelt es sich um einen offiziellen Spruch der Vereinigten Staaten.
Die Bürger von Mississippi sollen in einem Referendum parallel zur Präsidentschaftswahl am 3. November über den Vorschlag für die neue Fahne abstimmen. Lehnen sie ihn ab, muss der Bundesstaat vorerst ohne Fahne auskommen.
Das Repräsentantenhaus von Mississippi votierte mit 91 gegen 23 Stimmen für die Abschaffung der bisherigen Fahne, der Senat anschließend mit 37 gegen 14 Stimmen. Unter den Senatoren brach nach dem Votum Jubel aus, viele umarmten sich.
Senator John Horhn von der Demokratischen Partei sagte, die bloße Änderung der Fahne reiche zwar nicht aus, um die fortbestehenden Auswirkungen der rassistisch geprägten Vergangenheit zu beheben. Doch handle es sich um einen »großen Schritt« auf dem Weg zur Anerkennung der Würde aller Menschen.
Der republikanische Gouverneur Tate Reeves hatte sich zwar gegen die Abschaffung der Fahne ausgesprochen. Er kündigte dann aber bereits am Tag vor den Parlamentsabstimmungen an, dass er nicht sein Veto einlegen werde.
In einem Referendum im Jahr 2001 hatten die Bürger von Mississippi noch mit großer Mehrheit für die Beibehaltung der Fahne gestimmt. Die Stimmung hat sich in den vergangenen Wochen aber gedreht. Im Vorfeld der Parlamentsabstimmungen gab es massiven Druck unter anderem aus Unternehmerverbänden und der Welt des Sports, die Fahne zu ändern. Auch die mächtige Vereinigung der Baptisten in Mississippi sprach sich dafür aus.
Im Zuge der durch Floyds Tod ausgelösten Anti-Rassismus-Proteste hat die allgemeine Debatte in den USA um die Aufarbeitung der Geschichte der rassistischen Diskriminierung und Ausbeutung an Brisanz gewonnen. In der Konföderierten-Fahne sehen viele Kritiker ein besonders eklatantes Symbol dieses Erbes. Auch wurden in den vergangenen Wochen immer wieder Denkmäler von Politikern und Militärs angegriffen, die mit der Geschichte der Sklaverei in Verbindung stehen. AFP/nd
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