- Politik
- Kohleausstieg
Schwer zu korrigieren
Kurt Stenger über Chancen eines echten Kohleausstiegs
Eigentlich müssten diejenigen frohlocken, die seit Jahren den Ausstieg aus der Kohleverstromung fordern: Der Gesetzgeber hat nun beschlossen, dass nach der Schließung der Steinkohlebergwerke jetzt auch die Braunkohletagebaue sowie die Kraftwerke in Deutschland bis Ende 2038 dicht gemacht werden. Etwas also, was angesichts der Lobbymacht der Kohlebranche lange Zeit unmöglich erschien. Doch gerade Umweltschützer sind zu Recht sauer: Während die soziale Abfederung und die Förderung der Kohleregionen auf breiten Konsens stoßen, zieht der Ausstiegsfahrplan die zentrale energiepolitische Klimaschutzmaßnahme unnötig in die Länge.
Geäußert wird die Hoffnung, dass eine künftige Regierung diesen mit Blick auf die Verpflichtungen üblen Fehler korrigieren kann. Doch dies geht nicht so einfach. Die jetzige Regierung hat mit den Energiekonzernen verbindliche Verträge geschlossen, in denen auch milliardenschwere Entschädigungen geregelt sind. Um die Verträge zu ändern, müsste man mit den Kraftwerksbetreibern neu verhandeln oder Schadenersatzklagen riskieren - beides würde für den Steuerzahler übelst teuer werden, wie es einst beim juristisch vergeigten Atomausstieg der Fall war.
Andere vertrauen darauf, dass es der Markt richten wird. Kohlekraftwerke sind kaum noch rentabel zu betreiben, ein adäquat hoher CO2-Preis würde Kohlestrom noch mehr an den Rand drängen. Das Argument hat einen Schönheitsfehler: Der Markt ist viel zu schwankend, als dass man ihm eine langfristig angelegte Maßnahme überlassen kann.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!