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Fußballer kämpfen gegen rassistische Gewalt - und Corona

Die Major League Soccer kehrt mit einem Quarantäneturnier in Florida zurück. Der Auftakt war ergreifend, wie es weitergeht, ist aber ungewiss

  • Marco Krummel, Miami
  • Lesedauer: 3 Min.

Mehr als 170 schwarze Fußballprofis recken schweigend für acht Minuten und 46 Sekunden ihre rechte Faust Richtung Himmel. Gleichzeitig knien die 22 Startelfspieler der Eröffnungspartie zwischen Orlando City und Inter Miami im Mittelkreis still nieder. Dazu thront auf der Anzeigetafel die Botschaft »MLS is Black« über der Arena in Orlando. Das beeindruckende Statement gegen Rassismus und Polizeigewalt rückte in der nordamerikanischen Profiliga Major League Soccer (MLS) zum Start des Geisterturniers für einen Moment sogar das drohende sportliche Chaos in den Hintergrund.

Orlandos Nani war von der Geschlossenheit der Gesten sichtlich berührt: »Es war sehr emotional für diejenigen, die dabei waren«, sagte der ehemalige portugiesische Nationalspieler nach Abpfiff. Mit ihren Aktionen huldigten die Fußballer dem schwarzen Amerikaner George Floyd, nach dessen durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod sich die Protestbewegung »Black Lives Matter« weltweite verbreitete.

»Dieses Turnier ist eine einzigartige Gelegenheit für uns, alle zusammen am selben Ort zu sein und die Unterstützung und Solidarität füreinander und für alle unsere Brüder und Schwestern zu zeigen, die sich für die Bürgerrechte einsetzen«, sagte Torontos Verteidiger Justin Morrow, der auch Vorsitzender der neu gegründeten »Black Players Coalition« ist.

Dementsprechend versammelten sich vor dem Anpfiff alle schwarzen Profis der 25 teilnehmenden Klubs komplett in schwarz gekleidet rund um das Spielfeld. Wie einst die Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko hatten sie ihre zum Himmel gereckte Faust dabei in einen schwarzen Handschuh gehüllt. Mit acht Minuten und 46 Sekunden dauerte die Solidaritätsgeste exakt solang, wie der weiße Polizist Derek Chauvin Floyd bis zu dessen Erstickungstod sein Knie in den Nacken gedrückt hatte.

Die Protestgeste war in den 60ern ein Symbol für die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung Black Power und richtet sich noch heute gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung. Auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees wurden die Sprinter Smith und Carlos damals vom Olympischen Komitee der USA sofort suspendiert. Den Fußballprofis drohen dagegen nach der jüngsten Lockerung des Protestverbots durch den US-Fußballverband keine Konsequenzen mehr.

Neben der Solidaritätsaktion verlief der Restart sportlich mit einem 2:1-Sieg von Orlando zwar recht unspektakulär, doch abseits des Feldes bahnt sich nach der ohnehin immer lauter werdenden Kritik am Neustart bereits neues Ungemach an. Laut übereinstimmender Medienberichten droht dem SC Nashville als zweitem Klub nach dem FC Dallas der kurzfristige Ausschluss vom Turnier im Vergnügungspark Disney World.

Nach fünf positiven Coronatests am Montag soll es am Dienstag vier weitere Coronafälle in den Reihen des Teams um den früheren deutschen U21-Nationalspieler Hany Mukhtar gegeben haben. »Wenn wir feststellen, dass wir mit Nashville eine Situation haben, in der sie das Turnier nicht fortsetzen können, werden wir diese Entscheidung treffen«, sagte MLS-Commissioner Don Garber gegenüber ESPN - der bisherige Turnierplan wackelt damit gewaltig.

Auf Garber und alle anderen Verantwortlichen wird bis zum Finale am 11. August sicher noch extrem viel Arbeit zukommen. Die Spieler werden ihre Zeit in der geschlossenen Blase sicher für weitere deutliche Statements nutzen. SID/nd

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