Berlins Handballer wollen oben angreifen
Jaron Siewert setzt als neuer Trainer der Füchse vor allem auf mentale Stärke
Jaron Siewert kann es gar nicht erwarten, seinen neuen Job als Trainer der Bundesligahandballer der Füchse Berlin antreten zu dürfen. »Nach so einer langen Zeit ist die Vorfreude riesig, dass es endlich mal wieder losgeht. Bei mir kribbelt es«, sagte der 26-Jährige. Am kommenden Freitag starten die Berliner in die Saisonvorbereitung.
Ein Ziel hat er klar definiert. »Ich möchte eine Siegermentalität sehen«, forderte Siewert. Denn wichtig ist ihm neben den spielerischen Komponenten vor allem eine mentale Stärke. Deren Fehlen hatten die Vereinsverantwortlichen in der wegen Corona abgebrochenen Saison häufiger angeprangert. »Da erwarte ich von den Spielern, dass sie jede Trainingseinheit als Wettkampf ansehen. Und dann wird sich das auf das Spiel übertragen und für eine gewisse Kontinuität sorgen«, betonte der neue Trainer.
Nach drei Jahren bei Zweitligist TuSEM Essen sind die Füchse für Siewert seine erste Trainerstation in der ersten Liga. »Das ist jetzt ein Traum, der wahr wird«, sagte er. Denn für Siewert ist es auch eine Rückkehr zu seinen eigenen Wurzeln. Schließlich verbrachte er seine Handballjugend bei den Füchsen und absolvierte hier auch sein erstes Bundesligaspiel. »Der Verein ist ein Teil Heimat für mich. Darauf habe ich die letzten Jahre hingearbeitet und auch sehr viel investiert«, sagte er. Schon mit Anfang 20 beendete er seine Profikarriere und wurde Trainer. Das macht ihn nun zum jüngsten Coach der Bundesliga. Ein Fakt, der für Siewert aber keine Bedeutung hat. »An dem Alter kann ich nichts ändern, das ist ein Produkt meiner Eltern«, sagte er schmunzelnd. »In den letzten drei Jahren in Essen habe ich mein Alter aber auch mit Qualität untermauert.«
In Berlin ist Siewert kein Unbekannter. Mit den aktuellen Nationalspielern Paul Drux und Fabian Wiede hatte er selbst noch zusammen gespielt. Nun kehrt er als deren Trainer zurück. Für Siewert ist diese Konstellation aber kein Problem. Im Gegenteil, er sieht darin sogar einen Vorteil: »Man kennt die Spieler besser, weiß, worauf man aufbauen kann und man hat schon ein gewisses Vertrauensverhältnis.«
Hatten die Füchse in den letzten Jahren mit Velimir Petkovic und Michael Roth sehr erfahrene und routinierte Trainer, kommt mit Siewert nun praktisch der Gegenentwurf. »Aber dafür wurde ja auch eine Entscheidung für mich getroffen. Um etwas anders zu machen, als es vorher war«, sagte er. Füchse-Chef Bob Hanning hatte bei seiner Verpflichtung klare Vorstellungen geäußert: »Man sollte der nächsten Generation die Chance geben und nicht so weiter machen wie bisher. Das verspreche ich mir auch davon. Wir wollen etwas Neues kreieren.« Insgeheim wollen die Berliner künftig um den Titel mitspielen.
Mit Essen schaffte Siewert vergangene Saison überraschend den Aufstieg ins Oberhaus. Sein Wechsel in die Hauptstadt stand aber schon Ende letzten Jahres fest. Siewert hat Respekt vor der Aufgabe. »Natürlich ist es ein anderer Druck und eine andere Erwartung als in der zweiten Liga. Aber das nimmt man an«, gibt er sich selbstbewusst. Siewert möchte einen schnellen, attraktiven Handball spielen lassen. »Dass die Zuschauer keine Alternative haben als in die Halle zu kommen. Und nicht zum Fußball oder ins Kino gehen.«
Der Ehrgeiz, mit den Füchsen erfolgreich zu sein, ist groß. »Ich bin nicht hergekommen, um Mittelmaß zu forcieren. Ich will oben angreifen. Und die Mannschaft ist so aufgestellt, dass sie grundsätzlich dort oben mitmischen kann«, sagte er. Die Qualifikation für die Champions League bleibt weiterhin das Ziel der Füchse: »Daran hat auch die Coronazeit nichts geändert.« Den Abgängen von Stipe Mandalinic, Michael Müller und Kevin Struck stehen Lasse Andersson vom FC Barcelona, Marian Michalczik aus Minden und Milos Vujovic vom ungarischen Klub Tatabanya KC als Neuzugänge gegenüber. Siewert ist damit zufrieden: »Sowohl die bestehende Mannschaft als auch die Neuzugänge bringen alles mit, was wir benötigen.« dpa/nd
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