- Brandenburg
- Fragwürdig
Hoffnung für Dauerarbeitslose?
Kerstin Liebich über neue staatlich geförderte Arbeitsplätze
Liebich: Wir werden 10 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen, von denen in erster Linie Langzeitarbeitslose profitieren werden. Der Senat nutzt dabei das Angebot der Bundesregierung, die 75 Prozent der Kosten übernimmt, das Land Berlin den Rest. Dafür stellen wir bis 2010 als Kofinanzierung 50 Millionen Euro bereit.
Die Linkspartei wollte einen öffentlichen Beschäftigungssektor für Langzeitarbeitslose mit 2500 Stellen einführen. Kommt der zusätzlich?
Die Stellen fließen in das Bundesprogramm mit ein, weil es unseren Intentionen entgegenkommt. Wir wollten Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren und dazu verschiedene Programme wie ABM und MAE zusammenführen. Dem stehen Bundesgesetze entgegen. Wir haben dazu viele Gespräche mit Arbeitsminister Franz Müntefering geführt. Anfangs gab es ja Streit darüber, ob überhaupt solche Programme für Langzeitarbeitslose aufgelegt werden sollen. Da hat Berlin einen gesellschaftlichen Diskurs angeschoben, der nicht zuletzt dazu geführt, dass der Bund einen solchen Beschäftigungszuschuss aufgelegt hat.
Wer wird in das neue Förderprogramm aufgenommen?
Diejenigen, die in den nächsten zwei Jahren auf dem Arbeitsmarkt keine Chance und sogenannte Vermittlungshemmnisse haben, also Alleinerziehnde, ältere Arbeitslose, Migranten mit Sprachproblemen.
Wo sollen die neuen Arbeitsplätze entstehen?
Vor allem bei der Betreuung älterer Menschen durch haushaltsnahe Dienstleistungen, bei der Integration von Migranten, oder auch der Nachbarschaftshilfe, bei der Unterstützung von Vereinen. Zum Beispiel ist es sinnvoll, beim Ausbau der Mobilitätsdienste für ältere Bürger längerfristige Beschäftigung zu schaffen.
Wann wird es die neuen Jobs geben?
Schon ab diesem Monat. Da wir mit der Vorbereitung des öffentlichen Beschäftigungssektors schon sehr weit waren, können wir sofort starten. In diesem Jahr sind noch 1300 neue Arbeitsplätze geplant, im kommenden dann 3500 weitere, 2010 soll dann die Zahl von 10 000 erreicht sein.
Können daraus auch reguläre Dauerjobs entstehen?
Das wäre natürlich ideal. Vor allem geht es zunächst einmal darum, Langzeitarbeitslosen im öffentlich geförderten Beschäftigungssektor gesellschaftlich sinnvolle Arbeit zu vermitteln.
Was wird für diese Arbeit bezahlt?
Für 40 Stunden gibt es 1300 Euro Brutto.
Das ist nicht viel.
Die Leistung orientiert sich an Tariflöhnen von 7,50 Euro pro Stunde. Bedarfsgemeinschaften wie Familien mit Kindern erhalten weiterhin ergänzende Leistungen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, für höher qualifizierte Arbeit wie im Kultur- oder Bildungsbereich die Leistungen aufzustocken.
Sind die 10 000 Jobs nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Die betroffene Zielgruppe umfasst an die 30 000 Menschen. Da sind 10 000 Jobs schon eine ganze Menge.
Fragen: Bernd Kammer
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.