»Raus, raus du Dieb«
Druck auf das spanische Königshaus steigt wegen Skandalen weiter
Eigentlich wollten der spanische König Felipe und seine Frau Letizia schon vergangenen Freitag Katalonien besuchen. Der Besuch wurde, angesichts geplanter massiver Proteste verschoben. So fand sich das Königspaar zunächst zur Kurzvisite im Baskenland ein. Aber auch in Bilbao und Vitoria-Gasteiz wurde es von Demonstranten empfangen und ausgepfiffen. Nicht anders erging es Felipe und Letizia in Katalonien am Montag. Auf ihrem Programm stand dabei nur das Kloster Santa María de Poblet in der südlichen Provinz Tarragona. Obwohl der Besuch kurzfristig angesetzt worden war, hatten sich, trotz der enormen Sommerhitze, zahllose Menschen mit Fahnen der Unabhängigkeitsbewegung versammelt, um gegen den Monarchen und für eine katalanische Republik zu demonstrieren. Am Morgen war eine Schnellzugtrasse mit brennenden Barrikaden blockiert worden, um gegen die Anwesenheit des Staats- und Militärchefs zu protestieren.
Die Polizei setzte am Kloster auch Schlagstöcke ein, als Demonstranten versuchten, sich durch die Polizeikette zu drängeln. Insgesamt blieb der Protest aber friedlich. »Catalunya no te rei« (Katalonien hat keinen König) wurde von den Protestierern skandiert. »Raus, raus, du Dieb«, wurde Felipe bei seiner eiligen Abreise nachgerufen. Der am Abend in Barcelona geplante Besuch wurde erneut abgesagt, offiziell wegen der Coronavirus-Infektionen.
In Katalonien erkennt nur eine Minderheit die von der Diktatur restaurierte Monarchie an. Auch deshalb stemmte sich die katalanische Regierung gegen den Besuch und entsandte keinen Vertreter, weshalb das Königspaar lediglich vom Abt in Poblet empfangen wurde. Zuvor hatte Regierungschef Quim Torra seinen juristischen Dienst angewiesen, Strafanzeige gegen Juan Carlos, den Vater Felipes, wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu stellen. »Korruption muss überall und unabhängig davon verfolgt werden, wer darin verwickelt ist«, erklärte Torra in Bezug darauf, dass ständig neue Details zu den Korruptionsskandalen ans Licht der Öffentlichkeit drängen.
Das Bild der Monarchie verblasst in ganz Spanien immer stärker. Als der vom Diktator Franco eingesetzte König Juan Carlos 2014 abdankte, sollte trotz dessen Skandale die Monarchie gerettet werden. Wegen der Skandale des Vaters sah sich Felipe kürzlich gezwungen, offiziell auf sein Erbe zu verzichten. Sogar über einen Abgang ins »Exil« für den Vater werde nachgedacht.
Die Schweiz nahm im Frühjahr Ermittlungen auf, als bekannt wurde, dass Juan Carlos vom verstorbenen König Abdullah von Saudi-Arabien 100 Millionen Dollar »geschenkt« bekommen haben soll. Die stehen für die Schweizer Ermittler im Zusammenhang mit dem Bau der Hochgeschwindigkeitszug-Strecke von Medina nach Mekka. Und für den »Jahrhundertauftrag« erhielt ein spanisches Konsortium den Zuschlag. 65 Millionen Euro davon ließ Juan Carlos seiner früheren Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein zukommen. Vieles - auch Aufnahmen, die der Polizeikommissar José Villarejo gemacht hat -, sprechen dafür, dass Juan Carlos sie als Strohfrau benutzt hat. Sie stellte im Gespräch mit Villarejo klar, dass Juan Carlos, »nicht zwischen dem, was legal ist und was illegal ist, unterscheidet«.
Nach einer umstrittenen Rechtsauffassung, die auch die regierenden Sozialdemokraten (PSOE) vertreten, ist der König für Vorgänge während seiner Amtszeit »unantastbar«. Allerdings ermittelt seit Juni auch der Oberste Gerichtshof in Madrid. Und ein Teil der Vorwürfe stammen von nach 2014.
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