Der dritte Weg in die zweite Liga

Dynamo Dresden wehrt sich gegen den Abstieg. Mit der DFL wird nun über eine Aufstockung der zweithöchsten Spielklasse verhandelt

  • Tom Bachmann und Jan Mies, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Dynamo Dresden gibt nicht auf. Der Verein treibt seine Klagestrategie gegen den aus seiner Sicht unfairen Abstieg aus der 2. Bundesliga voran, sucht parallel aber offenbar auch eine gütliche Einigung mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Der Verein sowie die DFL bestätigten am Dienstag Gespräche miteinander. Die »Bild«-Zeitung berichtete von einem Treffen der Dynamo-Geschäftsführer Michael Born und Ralf Becker mit den Ligavertretern Peter Peters, Rüdiger Fritsch und Ansgar Schwenken in Frankfurt am Main, bei dem es auch um die Aufstockung der Liga gegangen sein soll.

»Wenn ein Verein auf uns zukommt und mit uns sprechen will, tun wir das natürlich. Und wenn man eine Einschätzung von uns haben will, bekommt man die natürlich auch«, sagte der stellvertretende DFL-Präsidiumssprecher Peters. »Die Fragen lauten doch: Was wollen sie genau? Wie bewertet man das? Und wie soll es umgesetzt werden?« Noch lägen vonseiten der Dresdner aber weder Anträge noch Vorschläge auf dem Tisch.

Dresden soll konkrete Vorschläge unterbreiten, wie die am 18. September startende Saison mit 19 oder 20 Zweitligisten gespielt werden könnte. Damit könnte auch der als Vorletzter abgestiegene SV Wehen Wiesbaden die Klasse halten. »Es ist aus unserer Sicht müßig, über Erfolgschancen zu spekulieren«, sagte Nico Schäfer, Geschäftsführer der Wiesbadener. »Momentan sind wir zwar in einer betroffenen, aber beobachtenden Rolle und warten zunächst ab.«

Die Aufstockung der 2. Liga würde die Vereine im ohnehin eng getakteten Kalender vor neue Terminprobleme stellen, zudem müsste das TV-Geld an mehr Vereine verteilt werden. Die Zustimmung dafür dürfte gering ausfallen. Womöglich spekulieren die Dresdner deshalb eher auf eine finanzielle Entschädigung, zumal die aktuellen Kaderplanungen von Sportchef Becker klar auf die 3. Liga ausgerichtet sind.

Bereits vor dem Ende der abgelaufenen Saison hatte Dresden angekündigt, juristische Schritte prüfen zu wollen. Der Verein sieht eine Wettbewerbsbenachteiligung, da die Mannschaft wegen mehrerer Coronavirus-Fälle zunächst in Quarantäne und dann neun Spiele in 28 Tagen absolvieren musste.

Ein Gutachten über die Erfolgsaussichten liegt dem Klub angeblich seit einer Woche vor - der Weg durch die Instanzen würde aber viel Zeit und Geld kosten und kaum vor dem Ligastart abgeschlossen sein. Für die Sportgerichtsbarkeit ist formal der Deutsche Fußball-Bund zuständig, für die Organisation der 2. Liga die DFL. Einen Antrag auf Aufstockung für die DFL-Mitgliederversammlung der 36 Profiklubs dürfte Dresden als Drittligist wohl nicht mehr selbst stellen.

Wiesbadens Geschäftsführer Schäfer betonte: »Wir haben innerhalb der DFL lange über die sportliche Integrität des Wettbewerbs unter diesen Rahmenbedingungen diskutiert, und am Ende haben wir uns geschlossen dafür entschieden, die Saison mit all ihren Unwägbarkeiten auf jeden Fall zu Ende zu bringen.« Die Grundsatzentscheidung im März für die Fortsetzung des Spielbetriebs fiel laut DFL einstimmig, also auch mit Zustimmung von Dynamo Dresden.

Ein Problem für die Sachsen ist, dass die 14-tägige Quarantäne einst nicht von der DFL, sondern vom örtlichen Gesundheitsamt angeordnet wurde. Zudem soll Dynamos Mannschaftsarzt Onays Al-Sadi nach Bekanntwerden des vierten Coronafalls in der Mannschaft Ende Mai gesagt haben, dass die Behörde mit der Maßnahme »absolut verantwortungsvoll und richtig gehandelt« habe. dpa/nd

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