Leck bei Shell-Raffinerie - Hunderttausende Liter Öl versickert

Nach früherer Pannenserie sollten größeren Zwischenfällen in der Shell Rheinland Raffinerie eigentlich vorbei sein

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Köln. In der Shell Raffinerie in Köln-Godorf sind nach Unternehmensangaben bis zu 390 Tonnen Öl aus einer Leitung ins Erdreich und ins Grundwasser gesickert. Ursache ist ein 1,5 Millimeter großes Leck in einer Leitung auf dem Raffineriegelände, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das Leck war im April entdeckt worden, nachdem eine Messstelle auf dem Grundwasser schwimmendes Öl angezeigt hatte. Der WDR hatte zunächst berichtet.

Direkt nach Feststellung des Schadens sei der Grundwasserspiegel an zwei Stellen mit Pumpen abgesenkt worden, hieß es in der Mitteilung. Dadurch habe sich das Öl in einem Trichter gesammelt und werde jetzt abgepumpt. Die Bezirksregierung Köln habe ein Sanierungskonzept verfügt. In dem Rahmen müsse das Unternehmen der Behörde über die laufenden Maßnahmen berichten.

Eine erste Undichtigkeit an der Leitung sei laut einem Gutachterbericht bereits Ende August vergangenen Jahres festgestellt worden, teilte die Bezirksregierung mit. Shell habe zu diesem Zeitpunkt aber vermutet, dass nur das innere Rohr undicht sei und ein äußeres Schutzrohr das Austreten des Öls verhindere. Deshalb habe Shell zu diesem Zeitpunkt die Behörde noch nicht informiert. Ob das rechtens gewesen sei, »ist noch nicht abschließend beurteilt«, heißt es in der Stellungnahme der Behörde.

Das ausgetretene leichte Gasöl sei vergleichsweise dickflüssig und bewege sich dementsprechend langsam durchs Erdreich. Darum habe es vergleichsweise lange gedauert, bis es an einer Grundwassermessstelle angekommen sei, sagte ein Unternehmenssprecher. Leichtes Gasöl fällt nach Unternehmensangaben bei der Verarbeitung von Rohöl an und wird für die Herstellung von Diesel oder leichtem Heizöl verwendet.

Die Leitung mit dem winzigen Leck verläuft laut Unternehmen größtenteils überirdisch und nur im Bereich der Schadstelle unterirdisch. Es sei davon auszugehen, dass das Mantelrohr bei Straßenbauarbeiten beschädigt wurde und die Leitung selbst infolge dessen korrodierte. Dadurch sei wohl das Loch entstanden, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Betroffen sei ausschließlich das Raffineriegelände.

Die Faktoren für die Berechnung der ausgetretenen Menge ließen eine starke Schwankungsbreite zu, sagte Unternehmenssprecher Mauritz Faenger-Montag: »Im worst case (schlimmsten Fall) können es 390 Tonnen sein, es können aber genausogut 210 Tonnen sein.« Das entspricht rechnerisch etwa 245 000 bis 450 000 Litern.

Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem Skandal und forderte eine lückenlose Aufklärung. Kritik kam aus dem angrenzenden Rhein-Erft-Kreis von den Grünen im Kreistag: Seit Jahren setze sich Shell hohe Ziele bei den Umweltstandards, stellte Fraktionschef Elmar Gillet fest. Trotzdem komme es immer wieder zum Austritt chemischer Produkte, zum Teil in erheblichen Mengen. »Ich frage mich, ob Shell nicht willens oder nicht in der Lage ist, hohe Umweltstandards einzuhalten«, sagte Gillet. Die Bußgelder für Unternehmen seien wohl nicht hoch genug, zum Vorsorge zu treffen.

Nach einer Serie von Chemie-Unfällen bei der Shell Rheinland Raffinerie zwischen 2012 und 2014 waren Gutachter im Jahr 2015 davon ausgegangen, dass es solche Vorfälle in der Größenordnung nicht mehr geben werde. Experten, die damals vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium beauftragt waren, hatten Shell erhebliche Anstrengungen bescheinigt. Die gravierendsten Folgen hatte 2012 ein Pipeline-Leck in Wesseling: Damals war über vier Wochen mehr als eine Million Liter Kerosin unbemerkt ins Erdreich gesickert. dpa/nd

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