Verfolger in Märtyrerpose

Peter Steiniger über die Verfahren gegen Matteo Salvini

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Italiens Senat hat den Weg zur Bestrafung des Lega-Chefs freigemacht. Nach Aufhebung seiner Immunität darf Ex-Innenminister Matteo Salvini nun wegen seiner menschenverachtenden Weisungen im Fall des Rettungsschiffs »Open Arms« vor Gericht landen. Im besten, aber nur im besten Fall führt dieser Weg Salvini direkt ins Gefängnis. Italien hätte damit die Chance, der Welt zu zeigen, dass rechtsextreme Demagogen und Schreibtischtäter dort nicht über dem Gesetz stehen. Dass sie nicht straffrei davonkommen, wenn Menschenrechte unter ihre Stiefel geraten.

Vor Gericht ist Salvini nach einer Redensart nun in Gottes Hand. Nicht annähernd so, wie es die Flüchtlinge auf hoher See waren. Sie wurden Geiseln seiner Politik, dazu missbraucht, die Abwehr von Migration zu demonstrieren, um sich Stimmen von Rassisten zu sichern.

Das moralische Urteil, das die Senatsentscheidung bereits darstellt, ficht Leute vom Schlage Salvinis und den harten Kern ihrer Anhänger nicht an. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens wird Salvini den Prozess als Tribüne nutzen und sich als Opfer politischer Verfolgung inszenieren. Damit hat er ja bereits begonnen.

Der mögliche Verlust seines Platzes im Senat, der befristete Ausschluss von politischen Ämtern wären für Salvini zwar schmerzhaft, aber längst noch nicht das politische Aus. Denn die italienische Gesellschaft ist tief gespalten, auch der neue Faschismus wurzelt nicht an ihrem Rand, sondern reicht in ihre Mitte. Der Verlauf der Fronten in der ersten Kammer des Parlaments spiegelt das wider. Im Kampf gegen die Menschenfeinde kann das bürgerliche Recht nur eine von vielen Verteidigungslinien sein.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -