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Mit Expertise gegen Judenhass
Der Politologe Samuel Salzborn ist neuer Beauftragter für Antisemitismus
Der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn ist Berlins neuer Ansprechpartner für Antisemitismus. Am Montagvormittag berief Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) den 43-Jährigen offiziell ins Amt. »Ich freue mich sehr, dass wir mit Professor Salzborn einen profilierten Wissenschaftler auf dem breiten Feld des Antisemitismus gewinnen konnten«, sagte Behrendt bei der Vorstellung im Justizsenat. Das Land Berlin könne sich über die neue Personalie für das Amt glücklich schätzen. Die Position anzunehmen, sei »ein mutiger und spannender Entschluss« des Wissenschaftlers, erklärte der Justizsenator. »Mit der Verknüpfung von Forschung und Praxis verstärken wir den Kampf gegen Antisemitismus«, so Behrendt.
Salzborn hatte sich in einem öffentlich ausgeschriebenen Verfahren gegen insgesamt 50 Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt. Der gebürtige Hannoveraner tritt die Nachfolge des Politologen Lorenz Korgel an, der die Stelle seit Mai 2019 kommissarisch besetzt hatte. Zu den Aufgaben des Ansprechpartners gehört es unter anderem, eine direkte Verbindung zwischen Vertretern der jüdischen Gemeinden und der Politik herzustellen sowie Maßnahmen zur Antisemitismus-Prävention auf der Berliner Landesebene mit Maßnahmen auf Bundes- und Bezirksebene abzustimmen.
»Ich freue mich auf die große und spannende Herausforderung, mit wissenschaftlichem Hintergrund die politische Praxis im Kampf gegen Antisemitismus zu stärken, zumal das Berliner Landeskonzept auf der Höhe der wissenschaftlichen Erkenntnis formuliert ist«, sagte Salzborn. Im März des vergangenen Jahres hatte der rot-rot-grüne Senat das »Berliner Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention« beschlossen. Dieses sieht unter anderem die Einrichtung eines landeseigenen Ansprechpartners für Antisemitismus und jüdisches Leben vor. »Jüdisches Leben muss in Berlin wieder eine Selbstverständlichkeit werden«, forderte Salzborn, der sein neues Amt im Team mit acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern antritt. Als Ansprechpartner für Antisemitismus wolle er sich mit Nachdruck dafür einsetzen, jüdisches Leben in der Stadtgesellschaft sichtbarer zu machen, sagte Salzborn. »Antisemitismus ist in Berlin eine Realität«, konstatierte der Politikwissenschaftler. Seine dringlichste Aufgabe sehe er deswegen auch darin, das erodierte Sicherheitsgefühl von vielen Jüdinnen und Juden in Berlin wieder zu stärken. Derzeit befinde man sich allerdings in einer »Defensivsituation«, in der antisemitische Gewalt sowie juden- und israelfeindliche Hassbotschaften immer weiter um sich griffen. »Wir müssen wieder zu einer Situation kommen, in der jüdisches Leben in der Stadt sicher ist.«
Salzborn, Jahrgang 1977, gilt als ausgewiesener Experte hinsichtlich der Erforschung moderner Erscheinungsformen von Antisemitismus. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft an der Universität Hannover. Salzborn promovierte an der Universität Köln und habilitierte sich im Fach Politikwissenschaften in Gießen zum Thema moderner Antisemitismus. Zuletzt hatte er eine Gastprofessur zur Antisemitismusforschung an der TU Berlin inne. Zudem war er außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sein letztes Buch erschien in diesem Jahr unter dem Titel »Kollektive Unschuld. Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern«. Im Dezember 2015 wurde Salzborn mit dem Preis des Stiftungsrates der Uni Göttingen in der Kategorie »Wissenschaft und Öffentlichkeit« für den »vorbildlichen Transfer aktueller wissenschaftlicher Themen in eine breite Öffentlichkeit« ausgezeichnet. Es sind diese Erfahrungen, die Salzborn im Bereich der Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in den breiten Diskurs bereits gemacht hat, die der engagierte Politologe in seine neue Arbeit als Beauftragter für Antisemitismus einbringen will. »Wir müssen in erster Linie die Präventionsarbeit gegen Antisemitismus stärken«, fordert Salzborn. Dafür wolle er auch eng mit den zahlreichen Initiativen, die es in Berlin auf diesem Themengebiet bereits gibt, zusammenarbeiten.
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