Von der Aushilfe zur Chefin
Wie Gaby Sennebogen die Straubing Tigers durch eine schwere Eishockeyzeit führt
Als Gaby Sennebogen damals »mehr oder weniger« durch Zufall ins Eishockey reinstolperte, konnte sie sich die aktuellen Probleme nicht mal ansatzweise ausmalen. Saisonabbruch, fehlende Einnahmen - und an eine Spielzeit ohne Zuschauer will sie gar nicht erst denken. In der Männerdomäne Eishockey kümmert sie sich als Geschäftsführerin bei den Straubing Tigers darum, »dass der Laden läuft«. Und das ist derzeit schwerer denn je.
»Es trifft uns sehr hart«, sagt Sennebogen. Die gelernte Bankkauffrau muss nicht lange überlegen, um zu wissen, was der vorzeitige Saisonabbruch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für ihren Verein bedeutet. Es fehlen wichtige Einnahmen, »die uns gut getan hätten«. Doch noch größere Sorgen bereitet ihr die kommende Spielzeit: »Ohne Zuschauer, da sind wir uns in der ganzen Liga einig, ist es nicht finanzierbar.« Dann »sind die Vereine tot, und das hilft auch keinem hinterher.« Die Tigers vor einem solchen Horrorszenario zu bewahren, ist für Sennebogen eine Herzensangelegenheit. Ihr Vater nahm sie bereits als Kind mit zu den Spielen der Niederbayern, heute lenkt sie die Geschicke des Klubs: »Wenn man so etwas macht, ist man auch selbst einer der größten Fans der Mannschaft«, erzählt sie.
Als Aushilfe im Fanshop begann der berufliche Weg im Verein für die Mutter zweier Söhne. Als die Kinder sie nicht mehr so intensiv brauchten, sei Langeweile aufgekommen, sagt Sennebogen, die bereits als Schöffin am Landgericht Regensburg und als Straubinger Stadträtin tätig war. Anschließend habe sie sich immer mehr Themen im Verein angenommen. Seit 2008 ist Sennebogen Geschäftsführerin. Dass sie in der Männerdomäne DEL die einzige Frau in der Runde ist, stört sie wenig. »Am Anfang wurde ich mit einem etwas skeptischen Blick aufgenommen, aber wenn die Kollegen dann sehen, dass man im Prinzip ja den gleichen Job macht und das über so viele Jahre, da habe ich mir mein nötiges Standing erarbeitet.«
Einen guten Ruf haben sich die Straubing Tigers erspielt. Das Überraschungsteam schaffte als Tabellendritter zum ersten Mal den Sprung in die Champions Hockey League. Der Grund für den Erfolg ist für Sennebogen klar: »Wir haben versucht, das Team zu einem großen Teil zusammenzuhalten, das haben wir jetzt wieder so gemacht.« Eine Konstante in einer Spielzeit voller Fragezeichen. Der für den 18. September geplante Saisonstart wurde zuletzt von der DEL wieder verschoben, in der Champions Hockey League soll ab 6. Oktober ohne Gruppenphase gespielt werden. »Davon hängt auch ab, wann wir unsere Importspieler nach Deutschland holen«, sagt Sennebogen: »Je früher sie kommen würden, umso höher werden natürlich auch die Personalkosten.« SID/nd
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