Corona-Pandemie verzögert Meldungen von Fällen häuslicher Gewalt

Brandenburger Ministerien berichten von »sehr, sehr starkem Anstieg« nach Lockerung der Beschränkungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam. Die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ist in Brandenburg in der Corona-Pandemie nach Angaben des Gesundheitsministeriums gestiegen. Mit Beginn der Infektionsschutzmaßnahmen im März und April seien wider Erwarten zunächst noch keine erhöhten Zahlen gemeldet worden. Nach der Lockerung der Beschränkungen hätten Frauenhäuser und Betreuungseinrichtungen sodann von einem »sehr, sehr starken Anstieg« an Beratungen und Inobhutnahme von Betroffenen berichtet, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtages.

Mit der Schließung von Kitas, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen wegen Corona waren laut Ministerium nicht nur Ansprechpartner, sondern auch Meldeketten zum Kinderschutz ersatzlos weggebrochen. Während dieser Zeit habe sich deshalb niemand melden können, erklärte Nonnemacher. »Die, die eingeschlossen waren in diesem häuslichen Kreis konnten sich kaum artikulieren (...). Jetzt merken wir mit Verzögerung, dass sich ganz schön was abgespielt hat, was aufzuarbeiten ist.« Das betreffe sowohl Gewalt gegen Kinder, Vernachlässigung, aber auch Gewalt gegen Frauen. Konkrete Zahlen nannte Nonnemacher zunächst nicht.

Auch das Bildungsministerium berichtete von einem Anstieg der Fälle. Meldungen über häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder kämen jetzt verzögert. Eine Sondererhebung dazu gebe es noch nicht, man arbeite aber daran. Demnach sollen Jugendämter ihre Fallzahlen künftig in einem kürzen Rhythmus melden, um während der Pandemie einen Überblick zu bekommen.

Unter häusliche Gewalt fallen nach Angaben des Innenministeriums alle Formen physischer, sexueller und psychischer Gewalt gegenüber Menschen, die in enger persönlicher Beziehung zu demjenigen stehen oder gestanden haben, von dem die Gewalt ausgeht. Darunter falle auch Gewalt gegen Sachen. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.