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In der Coronafalle
Uwe Kalbe über Krisenmanagement, das an strukturelle Grenzen stößt
Es scheint in der Politik immer wieder allzu verführerisch, die Dinge von oben zu dirigieren und zuzusehen, wie alles sich in Bewegung setzt. Wenn dabei der Titel »Krisenmanager« herausspringt, umso besser. Mit Entschlusskraft hat sich Markus Söder in den letzten Monaten Respekt verdient. Und in die Einsicht auch inbrünstiger Gegner angesichts vernünftig klingender Maßnahmen gegen Corona mischte sich Bewunderung ob der Übersicht, die der bayerische Ministerpräsident an den Tag legte.
Doch der Bonus ist verbraucht. Die Panne bei der Auswertung der Coronatests von Urlaubsrückkehrern macht dies spätestens offensichtlich. Längst gelten wieder die Regeln einer umkämpften politischen Hackordnung - auch in den eigenen Reihen, wenn es angeraten scheint. Es ist wohl nicht allzu abseitig, sich vorzustellen, wie in Düsseldorf Söders Amtskollege Armin Laschet die Strichliste korrigiert, auf der er zuletzt abgeschlagen hinter Söder rangierte. Im Kanzlerkandidatenrennen der Union geht es auch nicht freundlicher zu als in der Konkurrenz mit der Opposition in München, die nun - zum Test - den Kopf der Gesundheitsministerin in Söders Kabinett fordert.
Die Absage seiner Reise an die Nordsee am Donnerstag spricht Bände. Präsenz zeigen, Bericht erstatten lassen - der CSU-Chef agiert wie die ganze Zeit in der Krise. Demonstrativ offensiv. Das wird den Mangel eines vor allem politisch motivierten Vorgehens auf Dauer nicht überdecken. Fachleute machen längst ihren Unmut deutlich. Sie insistieren, dass Massentests rückkehrender Urlauber nur etwas bringen, wenn sie wiederholt werden und bis zum Testergebnis Quarantäne gilt. Alles andere ist Aktionismus. Da ist es beinahe nachrangig, ob die Getesteten über das Ergebnis informiert werden. Über wieder einmal offenbar werdende Defizite einer überforderten Verwaltung, der die nötigen Ressourcen fehlen, ist da noch gar nicht geredet.
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