Wundersamer Weltrekord

Cheptegei aus Uganda in Monaco läuft die 5000 Meter in sensationellen 12:35,36 Minuten

  • Ulrike John, Monaco
  • Lesedauer: 3 Min.

Joshua Cheptegei wirkte so wenig erschöpft wie nach einem morgendlichen Routinelauf. Im Ziel drückte der Ausdauerspezialist aus Uganda noch auf seinen Zeitmesser am Handgelenk - als ob niemand mitstoppen würde bei seinem historischen Rennen. Lächelnd breitete er dann die Arme aus. 12:35,36 Minuten zeigte die Anzeigetafel am Freitagabend im Stade Louis II von Monaco. Damit verbesserte der 23-Jährige beim Neustart der Diamond League den 5000-Meter-Weltrekord des Äthiopiers Kenenisa Bekele (12:37,35) aus dem Jahr 2004.

Dass ein Läufer mit einem solchen Leistungssprung aus dem Lockdown kommt, überraschte die Leichtathletikszene. Gleich in seinem ersten Wettkampf nach der Corona-Pause brach Cheptegei die 16 Jahre alte Bestmarke. 5000 Zuschauer hatten sogar in die Arena gedurft und feierten Afrikas neuen Laufstar.

»Es hat mich viel Anstrengung gekostet in diesem Jahr, meine Motivation zu bewahren, während so viele Menschen zu Hause bleiben mussten. Ich habe mich dazu gezwungen, ich hatte das richtige Team um mich, den richtigen Trainer«, sagte Cheptegei. »Normalerweise trainiere ich in Europa, aber in Uganda bei meiner Familie zu sein, das war großartig.«

Der 10 000-Meter-Weltmeister von 2019 in Doha (Katar) nutzte die Krise in seiner Heimat auch zur Gartenarbeit bei seinen Großeltern und half bei Renovierungsarbeiten in der örtlichen Schule: »Es ist eine Grundschule, und ich habe unter anderem Wände gestrichen.«

Zu Hause im Distrikt Kapchorwa an der Grenze zu Kenia konnte Cheptegei nach den Lockerungen bald auch wieder mit seinen Trainingspartnern auf 1800 Meter Höhe laufen - und in Monaco zeigte er dann seine famose Form: Nach der halben Distanz hatte er keine Tempomacher mehr, rannte seine Runden in Zeiten um die 60 Sekunden aber unbeirrt weiter.

Bereits im Dezember hatte der Cross-Weltmeister in Valencia einen Weltrekord im 10-Kilometer-Straßenlauf aufgestellt, im Februar dann über die halbe Distanz - ebenfalls im Fürstentum. »Ich glaube, Monaco ist ein spezieller Ort und einer dieser Orte, wo ich den Weltrekord brechen kann«, sagte er. »Ich habe die Wettkämpfe wirklich vermisst. Es ist etwas, was ich liebe, es liegt mir im Blut.«

In Monaco sorgte auch Norwegens Toptalent Jakob Ingebrigtsen mit 3:28,68 Minuten über 1500 Meter für einen Europarekord. Der 19-Jährige knackte die Marke des Briten Mo Farah von 2013.

Dass Cheptegei die jahrzehntelange Dominanz der Kenianer und Äthiopier auf den Langstrecken brechen will, hatte er schon früher angekündigt. »Mein Ziel ist es, die Bahn in den nächsten fünf bis sechs Jahren zu dominieren«, sagte der Schützling des niederländischen Trainers Addy Ruiter. Als nächstes will er den 10 000-Meter-Weltrekord angreifen. Diesen hält seit 2005 ebenfalls Bekele mit 26:17,53.

Für den Nachfolger von Äthiopiens Lauflegende Haile Gebrselassie dürfte es ein bitterer Abend gewesen sein. Der dreimalige Olympiasieger und fünffache Weltmeister wollte als erster Leichtathlet überhaupt zeitgleich die Weltrekorde über 5000 Meter, 10 000 Meter und im Marathon halten. Er ist aber schon 38, und jetzt ist ein 23-Jähriger aus Uganda da, der keine Grenzen zu kennen scheint. dpa/nd

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