Mit Abstand für den Frieden

Statt des gewohnten Friedensfestes organisiert die Linke in Strausberg eine Menschenkette

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Strausberger Friedensfest, zu dem einst Tausende kamen und in den vergangenen Jahren einige Hundert, kann jetzt wegen der Corona-Epidemie nicht wie gewohnt stattfinden. Stattdessen ruft die Linke dazu auf, am 29. August von 11 bis 12 Uhr eine Menschenkette für den Frieden zu bilden. Treffpunkt soll der Markt sein. Von dort aus sollen sich die Teilnehmer unter Beachtung von Hygiene- und Abstandsregeln entlang der Großen Straße aufstellen. Sollte es dann noch so heiß sein wie gegenwärtig, werde das für viele alte Genossen eine »Herausforderung«, sagt der Stadtverbandsvorsitzende Niels-Olaf Lüders, als er die zusammen mit dem Kreisverband Märkisch-Oderland organisierte Aktion am Montag ankündigt. Lüders ist auch Kreisvorsitzender.

»Zeigt mit uns gemeinsam eure Empörung über die aktuell von unserer Regierung wieder verstärkt angefachte Kriegshetze durch Schaffung künstlicher Feindbilder und angeblicher Bedrohungslagen«, steht im Aufruf. »Wir lassen uns aber nicht für dumm verkaufen. Die größte Bedrohung für den Frieden geht von diesen Kriegstreibern selbst aus, die da meinen, Deutschland müsse nun weltweit wieder mehr militärische Verantwortung übernehmen.«

43,2 Milliarden Euro seien 2019 für den Verteidigungshaushalt der Bundesrepublik aufgewendet worden, 40 Prozent mehr als im Jahr 2014, kritisiert die Linke-Landesvorsitzende Katharina Slanina, die sich am 29. August in die Menschenkette einreihen möchte. Das Geld sollte nach Slaninas Ansicht lieber für Infrastrukturprojekte ausgegeben werden. 75 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, »nach einer derart langen Friedensphase«, wüssten die meisten Deutschen nicht mehr aus eigenem Erleben, was Krieg bedeutet, sagt Slanina. Die Linke wolle dies in Erinnerung rufen.

Niels-Olaf Lüders muss sie über die Schrecken des Krieges nicht aufklären. Er ist mit einer Kurdin verheiratet und hat am Sonntag mit einer Verwandten im Garten gesessen, die vom Heimweh nach ihrer schwer zerstörten Heimat in Syrien berichtete.

Ohne Auslandseinsätze der Bundeswehr und ohne Waffenexporte wäre die Welt friedlicher, ist die Linke überzeugt. Im Bundestag hat die Partei immer gegen Auslandseinsätze und Waffenexporte gestimmt. Das würde auch Lüders tun, wenn er Bundestagsabgeordneter wäre. Bei der Wahl 2021 will er in dem Ostbrandenburger Wahlkreis kandidieren, den Dagmar Enkelmann (Linke) 2009 gewonnen und den sie 2013 knapp an Hans-Georg von der Marwitz (CDU) verloren hatte. Wen die Linke nominiert, entscheidet sich im Oktober. Neben Rechtsanwalt Lüders bewirbt sich der Ingenieur Reimar Pflanz. Als parteiinterne Konkurrenz will ihn Lüders nicht sehen. Sie stünden sich menschlich nahe trotz unterschiedlicher politischer Ansichten, sagt er. Pflanz sei für einen konsequenten Oppositionskurs, »ich bin da weniger dogmatisch«. Egal, wen die Genossen nominieren, der eine werde den anderen im Wahlkampf unterstützen, versichert Lüders. Es könnten sich auch noch andere Bewerber melden - eine Frau beispielsweise, das fände Lüders gut.

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