Unterbegabt und inkompetent

Ex-Kulturstaatssekretär Renner stellt Ex-Gedenkstättenleiter Knabe mieses Arbeitszeugnis aus

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Hubertus Knabe sei in in allen Fragen der Verwaltung und Leitung seines Hauses »deutlich unterbegabt« gewesen und habe in diesen Belangen eine »besonders ausgeprägte Inkompetenz« an den Tag gelegt: Es ist ein vernichtendes Arbeitszeugnis, das der ehemalige Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) dem ehemaligen Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen am Dienstag ausstellt.

Renner stand als Zeuge vor dem im Februar mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD eingesetzten Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses, der die Hintergründe von Knabes Entlassung vor knapp zwei Jahren beleuchten soll. Vor ihm hatten dem Ausschuss schon Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und die Kulturstaatsministerin des Bundes, Monika Grütters (CDU), Rede und Antwort gestanden.

Zur Erinnerung: Knabe musste 2018 seinen Hut nehmen, weil er nicht vehement genug gegen die sexuelle Belästigung mehrerer Mitarbeiterinnen durch seinen Stellvertreter eingeschritten sei. Die Oppositionsparteien witterten ein abgekartetes Spiel Lederers. Demnach sei der unnachgiebige »Kommunistenfresser« Knabe allein aus ideologischen Gründen gefeuert worden. Und der Ausschuss soll nun den Nachweis erbringen, dass dem so ist.

Wie die Ausschusssitzungen zuvor hinterließ auch die am Dienstag vor allem den komplett gegenteiligen Eindruck. Mit deutlicheren Worten als zuvor Lederer und Grütters berichtete Ex-Staatssekretär Renner über die aus seiner Sicht schwer dilettantische Amtsführung Knabes. Renner war bis zu seiner Ablösung Ende 2016 Vorsitzender des Stiftungsrats des »Problemkinds«, wie er die Gedenkstätte vor den Parlamentariern nannte. Schon in dieser Zeit gingen in der damals noch beim Regierenden Bürgermeister angesiedelten Senatskulturverwaltung Beschwerden von Volontärinnen über das übergriffige Verhalten des Knabe-Stellvertreters ein.

Damit konfrontiert habe der »schnellstmöglich« einbestellte Gedenkstättenleiter »sehr schockiert« reagiert, so Renner. Er habe Knabe klar gemacht, »dass das nicht nur nicht zu akzeptieren ist«, sondern ein entsprechender Schutz vor Übergriffen künftig »Schwerpunkt seiner Arbeit sein muss«. Das generelle Problem bestand aus Renners Sicht schließlich aber darin, dass Knabe den Verwaltungspflichten in seinem Haus nicht gewachsen gewesen sei. Dieser habe in seinem Amt agiert »wie ein Fußballspieler, der Handball spielt«. Folglich habe er es auch nicht geschafft, die Missstände abzustellen.

Unterdessen hatte sich erst am Wochenende auch Knabe selbst mal wieder zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der »Berliner Morgenpost« wiederholte er seine These, dass es Kultursenator Lederer nur darum gegangen sei, »mich loszuwerden«. Bitter sei auch das Los seines ehemaligen Vize, dessen Leben nach der Berichterstattung »doch für immer zerstört« sei. Schließlich streute er Zweifel an der Integrität der betroffenen Frauen. Eine Volontärin habe sich beispielsweise »erst nach ihrem Ausscheiden« beschwert. Das mache »doch stutzig«.

Auch die Ausschussvertreter der Opposition mühten sich am Dienstag mit ihren Fragen nach Kräften, die angeblich hinter den Vorwürfen stehenden »persönlichen Motive« der Frauen in den Mittelpunkt zu rücken. Unerträglich, findet Philipp Bertram, Vertreter der Linksfraktion im Ausschuss. Nach wie vor hinterfrage die Opposition nicht die »strukturellen Defizite« unter Knabes Leitung. Stattdessen suchen CDU, FDP und AfD eine »Intrige, wo keine ist«, so Bertram zu »nd«. »Die Opposition ist in allen bisherigen Sitzungen mit diesem Versuch abgeblitzt. Sie wird weiter scheitern.«

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