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Neuer Fall von Polizeigewalt in den USA

Polizisten schossen Schwarzem bei Einsatz mehrfach in den Rücken

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. Ein neuer Fall von Polizeigewalt gegen einen Schwarzen in den USA hat Empörung und Proteste ausgelöst. Bei einem auf Video festgehaltenen Polizeieinsatz schossen Beamte im Bundesstaat Wisconsin dem Afroamerikaner Jacob Blake am Sonntag aus kurzer Distanz mehrfach in den Rücken und verletzten ihn schwer. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Präsidentschaftskandidat Joe Biden forderte eine »sofortige, vollständige und transparente Untersuchung«.

Erst vor drei Monaten hatte der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis zu landesweiten Protesten geführt. Nun sorgt der Fall Blake erneut für Entrüstung.

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben am Sonntag in der Stadt Kenosha zu einem häuslichen Zwischenfall gerufen. Videoaufnahmen zeigen, wie zwei Polizisten mit gezogener Waffe einem offenbar unbewaffnetem Schwarzen folgen, der um seinen grauen Wagen herumgeht. Als er die Fahrertür öffnet, um sich ans Steuer zu setzen, zieht ihn ein weißer Polizist am Hemd.

Unmittelbar darauf sind sieben Schüsse zu hören und Blake bricht zusammen. Der schwerverletzte Schwarze wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Milwaukee geflogen.

Der Menschenrechtsanwalt Ben Crump erklärte auf Twitter, Blake habe versucht, einen Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten. Seine drei Söhne hätten im Wagen gesessen. »Sie haben gesehen, wie ein Cop auf ihren Vater geschossen hat. Sie werden für immer traumatisiert sein«, erklärte Crump, der bereits George Floyds Familie vertritt. Der Anwalt wird nun auch Blakes Familie juristisch vertreten.

»Jacob Blake wurde am helllichten Tag in Kenosha, Wisconsin, mehre Male in den Rücken geschossen«, erklärte Wisconsins Gouverneur Tony Evers. »Wir stehen an der Seite derjenigen, die Gerechtigkeit, Gleichheit und Verantwortung für das Leben Schwarzer fordern.«

Präsidentschaftskandidat Biden, wie Evers ein Demokrat, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, Blake sei vor den Augen seiner Kinder niedergeschossen worden. Er forderte eine umfassende Untersuchung des Vorfalls. Die Beamten müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die frühere Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton von den Demokraten schrieb auf Twitter, sie bete für Blake. Drei Mal schrieb sie zudem den Satz »Black lives matter«. »Das Leben von Schwarzen zählt« ist seit Jahren das Motto von Protesten gegen die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU erklärte, Blake sei Opfer eines »abscheulichen Falls von Polizeibrutalität« geworden. »Mit jedem der sieben abgefeuerten Schüsse haben die Polizisten ihre Absicht klargemacht: Sie waren der Meinung, dass sie das Recht hatten, einen unbewaffneten schwarzen Mann für das Verbrechen zu erschießen, vor ihnen wegzulaufen.«

In Kenosha versammelten sich nach Einbruch der Dunkelheit zahlreiche Demonstranten, denen Bereitschaftspolizisten gegenüberstanden, wie Bilder der Zeitung »Milwaukee Journal Sentinel« zeigten. Mehrere Fahrzeuge gingen in Brand auf. Die Stadt verhängte eine nächtliche Ausgangssperre, die ab 20.00 Uhr gilt. Doch auch am zweiten Abend in Folge sammelten sich Demonstranten im Bundesstaat Wisconsin. Die Sicherheitskräfte setzten am Montag Tränengas gegen Protestierende ein, die sich vor einem Gerichtsgebäude versammelt hatten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.

Das Justizministerium von Wisconsin teilte mit, die Kriminalpolizei ermittle in dem Fall. Die beteiligten Polizisten seien beurlaubt worden.

In den USA sorgen seit Jahren immer wieder tödliche Polizeieinsätze gegen unbewaffnete Afroamerikaner für Empörung. Der Tod von George Floyd Ende Mai in Minneapolis löste eine beispiellose Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Floyd starb, nachdem ein weißer Polizist fast neun Minuten lang auf seinem Nacken gekniet hatte. AFP/nd

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