»Nicht das Schlaueste auf der Welt«

Tennisprofi Alexander Zverev verliert in New York und spricht über sein Verhalten während der Coronapause

  • Maximilian Haupt, New York
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach der verpatzten Generalprobe für die US-Open wollte Alexander Zverev den Mundschutz gar nicht mehr abnehmen. Bei der Videopressekonferenz nach dem 3:6, 6:3, 5:7 in der 2. Runde des ATP-Turniers in New York gegen den Schotten Andy Murray war der 23-jährige Hamburger Tennisprofi am Montagabend zwar alleine in einem Raum und wurde von einer Betreuerin sogar darauf hingewiesen - doch Deutschlands Nummer eins behielt die hellblaue Maske lieber auf und beantwortete geduldig alle Fragen. Wirklich alle. Auch die unangenehmen zur Adria-Tour und den Folgen inmitten der Corona-Pandemie. »Ich habe einen Fehler gemacht mit der Adria-Tour und danach auch mit der Geburtstagsfeier. Ich habe einen Riesenfehler gemacht und da kann ich die Leute natürlich auch verstehen«, sagte Zverev zur Kritik an seinem Verhalten. Er habe niemanden in Gefahr gebracht außer sich selbst und sei mehrfach negativ auf das Coronavirus getestet worden. »Aber klar war das jetzt nicht das Schlaueste auf der Welt.«

Hatte er Anfang des Monats eine Pressekonferenz noch abgebrochen, als die Fragen zu jener umstrittenen Veranstaltung anfingen, blieb er dieses Mal freundlich, offen und reflektiert. Man habe sich an alle vor Ort geltenden Regeln gehalten, betonte Zverev wie zuletzt auch Tour-Organisator Novak Djokovic in einem Interview der »New York Times«. Er gab aber auch zu: »Mit 5000 Kindern einen Kids-Day zu machen oder vor Publikum zu spielen, war vielleicht nicht das Schlaueste aller Zeiten. Aber es war halt ein guter Versuch, Tennis zurückzubringen, damit die Leute auch wieder was zum Schauen haben. Es hat nicht so funktioniert, wie es gedacht war.«

Partys, Abklatschen, Zuschauer - am Ende der dann vorzeitig abgebrochenen Adria-Tour waren neben dem Serben Djokovic und dessen Ehefrau noch weitere Spieler und Betreuer mit dem Coronavirus infiziert und die Kritik laut. Zverev gab sich reumütig und kündigte eine Selbstisolation an. Kurz darauf tauchte jedoch ein Video von ihm beim Feiern auf. Weil er sich danach nicht mehr äußerte und auch die Teilnahme an einem Einladungsturnier in Berlin kurzfristig absagte, war der Ärger groß. »Nach der Adria-Tour hat mein Management gesagt: Bleib lieber zu Hause«, erklärte Zverev. »Klar, ich war negativ. Ich wurde sieben Mal negativ getestet nach der Adria-Tour, was ich nachweisen kann. Aber in Berlin waren ja auch wieder ein paar Zuschauer und ich wollte das Risiko einfach nicht noch mal eingehen.«

Nun, beim von Cincinnati nach New York verlegten Masters-Event, bestehen die Zuschauer nur aus anderen Tennisprofis und Menschen, die ebenfalls in der Blase leben. Von vollen Rängen wie noch an der Adria ist man an der US-Ostküste weit entfernt. Wer am Montagabend die Partie gegen Andy Murray sah, konnte beobachten, wie Zverev noch immer zu oft Schwierigkeiten mit seinem zweiten Aufschlag hatte. »Daran habe ich die letzten sechs Monate gearbeitet. Während des Spiels war es eigentlich ganz okay, aber in den wichtigen Momenten war es wieder weg«, meinte Zverev, der seit Kurzem mit dem ehemaligen spanischen Profi David Ferrer als Trainer unterwegs ist.

Die Niederlage gefiel dem Hamburger nicht - schließlich gibt es bis zum Start des Grand Slams am kommenden Montag an gleicher Stelle keine weitere Chance mehr unter Wettkampfbedingungen in Form zu kommen. Das letzte Match vor den US-Open beunruhigte ihn aber auch nicht über Gebühr. »Es ist das erste offizielle Turnier nach sechs Monaten, da ist es normal, dass nicht jeder direkt sein bestes Tennis spielen kann«, erklärte Zverev.dpa/nd

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