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Mieterwiderstand zahlt sich aus
Nicolas Šustr über das geänderte Geschäftsmodell von Akelius
Es ist eine kleine Sensation, die Akelius als Finanzmarktmitteilung dieser Tage verschickt hatte. Der Konzern, dem rund 14 000 Wohnungen in Berlin gehören, wird nicht mehr auf die Luxusmodernisierung von Altbauten setzen, sondern will sein Geld künftig in Neubauprojekte stecken. Auch wenn es der Konzern bestreitet: Der Rückzug von der aggressiven Aufwertungsstrategie mit Mietforderungen bis zu 40 Euro pro Quadratmeter dürfte auch auf das Konto der international vernetzten Akelius-Mieter zusammenhängen.
In Berlin, Hamburg, London, Paris und Toronto haben sich die Bewohner der Akelius-Häuser zusammengetan, um den Widerstand gegen die Geschäftspraktiken des vom schwedischen Milliardär Roger Akelius gegründeten Konzerns zu organisieren. Die damalige Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für das Menschenrecht auf Wohnen, Leilani Farha, hat in einem Bericht den Konzern bezichtigt, dieses Recht zu missachten. Rot-Rot-Grün in Berlin hat mit dem Mietendeckel, der Ausweisung von immer mehr Milieuschutzgebieten und dem Pochen auf die Einhaltung der Regeln Akelius zusätzlich in die Suppe gespuckt. Die Geldmaschine Altbauaufwertung funktioniert nicht mehr so einfach wie noch vor einigen Jahren.
Der Erfolg zeigt, wie wichtig es für Stadtgesellschaft und Politik ist, nicht nachzulassen, auch wenn die jahre-, teils jahrzehntelange Arbeit zunächst vielleicht kaum Früchte trägt. Bleibt zu hoffen, dass Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) - entgegen dem ihm vorauseilenden Ruf als verwaltungshörig - den Wählerauftrag erfüllt, Verbesserungen für die Mieter weiter voranzutreiben. Denn solange auf Bundesebene sich nichts substanziell an der Ignoranz gegenüber den Metropolenproblemen ändert, muss Berlin der Leuchtturm für den Mieterschutz in Deutschland bleiben.
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