Der Kuciak-Mord
Der Enthüllungsjournalist Ján Kuciak arbeitete seit 2015 als Redakteur für das Onlineportal aktuality.sk und schrieb überwiegend über Korruptions- und Steuerdelikte in der Slowakei. In diesem Zusammenhang recherchierte er zu den Panama-Papers und Steuervermeidungsstrategien von slowakischen Staatsbürgern sowie den Verbindungen der Regierung von Ministerpräsident Robert Fico zum organisierten Verbrechen, darunter auch der italienischen Mafia.
Seine Arbeit brachten ihn auch in Konflikt mit dem Unternehmer Marián Kočner, über dessen Geschäftspraktiken Kuciak Nachforschungen angestellt hatte. Bereits im Herbst 2017 drohte Kočner dem Journalisten, ihn und seine Familie »auszurotten« und kündigte an, ähnliche »Schmutzberichte« zu sammeln. Daraufhin erstattete Kuciak Anzeige bei der Polizei. Am 21. Februar 2018 wurden Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová in seinem Haus in der Westslowakei erschossen. Die Leichen wurden erst vier Tage später aufgefunden. Da Kušnírovás Mutter ihre Tochter über Tage nicht erreichen konnte, alarmierte sie schließlich die Polizei.
Der Mord an Kuciak löste die größte Protestwelle in der Slowakei seit dem Ende des Staatssozialismus aus und führte zum Rücktritt vieler hochrangiger Politiker und Beamter. Das Urteil im Prozess um die Ermordung des Journalisten ist international auf Kritik gestoßen. Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Gyde Jensen (FDP), sagte, das sei ein »Schlag ins Gesicht« für alle Journalisten, die in der Slowakei unter Einsatz ihres Lebens die Mächtigen und die Einflussreichen zur Verantwortung ziehen würden. Es sei davon auszugehen, dass das Vertrauen der Zivilgesellschaft in den Rechtsstaat damit »erneut tief erschüttert« werde. fja
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