• Berlin
  • Maßnahmenpaket Klimaschutz

SPD bremst Grüne beim Klimaschutz aus

Maßnahmenpaket von Umweltsenatorin Regine Günther wird überraschend nicht im Senat beschlossen

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein neuer, herber Rückschlag für die Senatorin für Verkehr, Umwelt und Klimaschutz: Nur einen Tag nach dem desaströsen Urteil zum Abbau der sogenannten Pop-up-Radwege (»nd« berichtete) scheiterte die Grünen-Politikerin Regine Günther am Dienstag im Senat mit einer Vorlage für ein Maßnahmenpaket zum Klimaschutz. Mit den Projekten wollte Günter vor allem den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) verringern. Geplant ist unter anderem, mittelfristig Autos mit Verbrennungsmotor aus den Innenstädten zu verbannen, neue Stadtquartiere klimaneutral zu planen und eine Solarpflicht für Neubauten einzuführen. Zur Finanzierung der Maßnahmen soll auch die Einführung einer Citymaut geprüft werden.

Dass der Senat am Dienstag keinen Beschluss zum wichtigen Klimaschutz fasst, überrascht, schließlich hat Berlin als erstes Bundesland bereits im vergangenen Dezember beschlossen, dass in Berlin eine »Klimanotlage« gilt. Die drei Regierungsparteien SPD, Linke und Grünen sind sich also über die Dringlichkeit des Themas und der Situation einig. Und obwohl die Vorlage für den Klimaschutz aus dem Hause der Grünen-Senatorin vorher mit den anderen Senatsverwaltungen abgestimmt war, wurde das Papier nicht beschlossen, sondern vertagt.

Nach nd-Informationen soll es eine »heftige« Ablehnung der Pläne Günthers in der Sitzung gegeben haben. Die Landesvorsitzende der Grünen, Nina Stahr, schrieb auf ihrem Twitter-Kanal: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) »hat die Maßnahmen zur Klimanotlage im Senat eben geschoben - das ist verheerend!« Der Kampf gegen die Klimakatastrophe dürfe nicht länger verschoben werden, man brauche »jetzt« Maßnahmen. »Da hätten wir uns Unterstützung von der SPD gewünscht und kein Ausbremsen«, so Stahr.

In der anschließenden Pressekonferenz nach der Senatssitzung im Roten Rathaus bestätigte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), dass die Vorlage der Klimaschutzsenatorin »bearbeitet« werden müsse. Der Finanzsenator brachte die Verschiebung des Klimaschutzpakets in einen Zusammenhang mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts zum Abbau der temporären Radwege: Das sei »ein formaler Auslöser der Entscheidung des Senats« gewesen, die Vorlage nicht einer Beschlussfassung zuzuführen, so Kollatz. Zudem, auch das spielte in der senatsinternen Debatte eine Rolle, soll das Maßnahmenpaket noch weiter ausgeweitet werden. So soll auch das von der SPD-präferierte 365-Euro-Jahresticket für den Öffentlichen Personennahverkehr als Prüfauftrag in die Vorlage einbezogen werden. »Es ist vereinbart worden, das Thema in den nächsten Wochen erneut vorzulegen«, sagte Kollatz.

Die Grünen-Landesvorsitzende Stahr kommentierte den Vorgang folgendermaßen: »Erst haben sie konkrete Maßnahmen eingefordert, dann haben wir sie mit ihnen abgestimmt und nun trauen sie sich auf einmal nicht mehr. Nur Mut Genossen, kämpft mit uns für die Rettung des Planeten!«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -