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Hänge-Peters in den Lehrplan

Niedersachsens Grüne: Kolonialismus auch in Schulen aufarbeiten

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Erfahren Jugendliche in Niedersachsen im Unterricht etwas über Carl Peters? Über das Wüten des Pastorensohns aus Neuhaus an der Elbe, der um 1885 den Völkern im Raum der heutigen Staaten Tansania, Burundi und Ruanda die Kolonie »Deutsch-Ostafrika« aufzwang?

Wenn man die Lehrpläne im Land um mehr Informationen zum brutalen Treiben deutscher Truppen in den Kolonien der Kaiserzeit ergänzte, würde das nicht nur die Abgeordnete Eva Viehoff (Grüne) begrüßen, die am Mittwochnachmittag im Landtag bedauerte, dass diese Themen im Geschichtsunterricht noch immer nur eine geringe Rolle spielen. Nicht nur in den Schulen gelte es, die Geschichte des von Vertreibungen und Morden geprägten deutschen Kolonialismus aufzuarbeiten, sagte die Politikerin. Denn rassistische Denkmuster seien noch heute »in unseren Köpfen vorhanden«, begründete sie einen entsprechenden Antrag ihrer Fraktion.

Einst seien Menschen gezielt abgewertet worden, um ihre Ausbeutung zu rechtfertigen, so Viehoff. Nicht nur das Land sei ihnen genommen worden, sondern auch Kulturgüter und andere Objekte, die noch heute in deutschen und auch niedersächsischen Museen und Sammlungen zu finden sind. Der Provenienzforschung, die sich mit der Herkunft jener Dinge befasst, komme große Bedeutung zu. Leider aber seien die Universitäten für solche Ermittlungen nicht ausreichend ausgestattet, stellte Viehoff fest. Hier für Abhilfe zu sorgen, das gehöre ebenso zur Aufarbeitung des Kolonialismus wie der kritische Umgang mit Straßennamen und Denkmälern, die an »Kolonialherren« erinnern.

Silke Lesemann von der in Hannover mitregierenden SPD unterstützte den Antrag und wies auf nach wie vor dominierendes eurozentristisches Denken und hartnäckige Vorurteile in weiten Teilen der Gesellschaft. Diesen müsse schon früh begegnet werden. Deshalb sei die Überarbeitung der Lehrpläne wichtig. Auch allgemein werde die Thematik in der Öffentlichkeit oft stiefmütterlich behandelt, monierte Susanne Schütz von der oppositionellen FDP.

Im Namen der rot-schwarzen Koalition regte Christoph Plett (CDU) an, Monumente der Glorifizierung grausamer Kolonialoffiziere in Mahnmale umzuwandeln. Ein Beispiel ist die im niedersächsischen Bad Lauterberg aufragende Statue des Rassisten Hermann von Wissmann, der Ende des 19. Jahrhunderts in Afrika deutsche Truppen kommandierte. Wie Niedersachsen genau mit der Kolonialgeschichte umgehen will, wird der Landtag weiter diskutieren. In mehreren Fachausschüssen soll das geschehen, beschloss das Parlament.

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