Dortmunds große Talentshow
Das junge BVB-Team besiegt Mönchengladbach
Zarte Hoffnungen auf einen echten Meisterkampf in dieser Saison versuchten Borussia Dortmunds Sportchefs nach dem furiosen Auftakt ihrer Jungstars im Keim zu ersticken. Knapp 10 000 Fans feierten ihre Rückkehr ins Stadion und die gnadenlose Effizienz der BVB-Super-Talente nach der 3:0-Show im Spitzenspiel gegen Borussia Mönchengladbach; Lucien Favre aber winkte bei der Frage nach einer Reaktion auf Champions-League-Sieger Bayern München müde ab. »Wir sprechen nicht von Bayern. Das bringt nichts«, befand der BVB-Coach am Samstagabend. »Das ist die beste Mannschaft der Welt. Sie haben so viel Qualität überall. Wenn das jemand nicht sieht, hat er ein Problem. Dann sollte er einen anderen Job machen.«
Lob vom FC Bayern
Dabei scheint sich selbst der FC Bayern etwas Konkurrenz zu wünschen. »Das ist sicherlich der Konkurrent Nummer eins um den Titel in diesem Jahr«, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag in der TV-Sendung »Sky90« zur BVB-Gala am Vortag. »In Dortmund wird gut gearbeitet. Die Mannschaft ist spannend.« Von Titelansagen hat aber auch Sportdirektor Michael Zorc ob der Dominanz des Serienmeisters, der den BVB-Erzrivalen FC Schalke am Freitag mit 8:0 zermalmt hatte, erst mal genug. »Wir haben in der Bundesliga den FC Bayern. Das ist der absolute Topfavorit auf den Titel. Wir müssen das in der sportlichen Verantwortung realistisch einschätzen«, sagte Zorc im ZDF-»Sportstudio«.
Was dann von seinen Jungstars folgte, war einerseits beeindruckend, insgesamt aber auch etwas glücklich. »Das Ergebnis war wirklich zu hoch, weil Gladbach sehr gut gespielt hat«, räumte nicht nur Zorc ein. Gegen den ambitionierten Vorjahres-Vierten lief das Spiel aus Dortmunder Sicht perfekt. Die Tore durch den erst 17 Jahre alten Giovanni Reyna (35. Minute) und den 20 Jahre alten Torjäger Erling Haaland (54., Foulelfmeter/77. Minute) fielen auch laut BVB-Coach Favre »genau zum richtigen Zeitpunkt«.
Ärger mit dem VAR
Vor dem ersten Bundesligator des US-Angreifers Reyna drückte Gladbach aufs 1:0. Nach der Pause wurde jegliche Hoffnung der Gäste durch einen verspäteten Elfmeterpfiff zunichte gemacht. Nach einer Attacke von Ramy Bensebaini gegen Reyna ließ Schiedsrichter Felix Brych erst weiterspielen, ehe sich der Videoreferee (VAR) Tobias Reichel meldete. Unverständlich, da keine klare Fehlentscheidung Brychs vorlag.
Bei einer ähnlichen Attacke von Mats Hummels gegen den eingewechselten Marcus Thuram lief das Spiel weiter, ohne dass Brych sich die Situation noch einmal ansah. »Das von Thuram muss man sich zumindest dann auch mal anschauen«, monierte Gladbachs Christoph Kramer daher. Beeindruckend effektiv war dann die Entscheidung zum 3:0 nach einer Ecke der Gäste. Die beiden 20-Jährigen Jadon Sancho und Haaland spielten einen perfekten Konter über den gesamten Platz.
Gladbach am Wurstende
»Dort, wo es um die Wurst geht, sind wir hinten«, stöhnte Gladbachs ebenfalls beeindruckter Coach Marco Rose nach einer »insgesamt ausgeglichenen Partie«: »Dortmund war individuell stärker und effektiver.« Das lag vor allen an den BVB-Super-Teenies. »Die Jungen machen richtig Spaß. Das ist eine spannende Gruppe mit viel, viel Energie«, sagte BVB-Torschütze Reyna, der im Zusammenspiel mit dem ebenfalls erst 17 Jahre alten Mega-Talent Jude Bellingham für reichlich Wirbel sorgte. »Beide sind extrem weit für ihr Alter, das habe ich selten so gesehen«, lobte Zorc.
Bei den knapp 10 000 Fans, die wieder ins Stadion durften, und einigen Spielern schürte der Auftritt durchaus Hoffnungen, den Bayern zumindest etwas gefährlicher zu werden. »Die Mischung in dieser Saison ist besser als in der letzten, auch was Trainingseinsatz und Professionalität angeht«, befand Abwehrchef Hummels, noch während sich die BVB-Teenies auf einer Ehrenrunde als Matchwinner feiern ließen.
Mit Marco Reus und Julian Brandt saßen bei Borussia Dortmund noch weitere Hochkaräter nur auf der Bank. »Wir haben schon ein Haufen guter Fußballer. Wenn wir das in eine vernünftige Struktur bekommen, sind wir eine Spitzenmannschaft«, meinte der Weltmeister von 2014 weiter. dpa/nd
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